10. Tag (4.8.)

Oudega nach Drachten

Ja, ich bin sehr spät dran heute. Ich weiß. Aber es war ein langer Törn und das Meiste wurde gesegelt. Richtig gut. Vier Windstärken und meist aus dem raumen Sektor, genauer gesagt: Wind aus Nordwest. Ideal für den ersten Tag Richtung Nordosten. Noch einmal durch die Friese Meren, wo sie am schönsten sind, in Grouw rechts ab und übers Pikmeer in die Kromme Ee und weiter bis Drachten.

Vor dem Wind Richtung Heeger Meer

Meilen machen, besser: segeln. Und die „Dralle Deern“ konnte zeigen, was in ihr steckt unter Segeln. Ich bin hoch zufrieden. Bei raumen Kursen und vor dem Wind ist sie schneller als die LM24 „Robbe“, bei Am-Wind-Kursen und in der Kreuz ist die LM schneller. So gleicht sich alles aus. Wir haben ein großen Groß und eine kleine Fock, sie hat ein normales Groß und eine große Genua. Platt vor Laken drückt das große Groß besser voran und am Wind zieht die Genua die Butter vom Brot. Eigentlich klar, aber doch auch interessant, es immer wieder in der Praxis zu erleben.

Heute war nicht nur Sonntag, es war auch der Tag des Umzugs beim legendären Skutjesilen der großen Frachtsegler bestimmter friesischer Städte, die etwas auf sich halten. Ein Volksfest. Gestern in Grow, morgen im Bereich Drachten, wo wir jetzt liegen am Abend. Morgen ist hier gesperrt wegen der Großsegler-Regatta.

Aber wir fahren ja auch die andere Richtung weiter, übers Bergumer Meer in den Kanal nach Groningen. Heute war teilweise richtig Wooling auf dem Wasser. So stark, dass es mitunter richtig eng wurde. Wollte man ein Fahrwasser queren glich das einem Sprint über eine gut befahrene Autobahn!

Und viele schöne Plattbodenschiffe segelten, was das Zeug hielt, kleine wie ganz große. Mit einem Können und einer Leichtigkeit, die einen bisweilen ins Staunen versetzte.

Auf halbem Wege zwischen Grouw und Drachten versammelten sich bei einem gewaltig großen Festgelände für ein Rockfestival zu Ehren des Skutjesilens hunderte Boote, vom Schlauchboot bis zum alten Schlepper, oft in Päckchen miteinander vertaut, und sicherten sich die besten Plätze. Zwischendurch jagte ein Einsatzteam der Feuerwehr mit Blaulicht und einem Speedboot hindurch.

Auch die Wasserschutzpolizei fand sich ein, um hier und da noch etwas „Beistand“ zu gewähren. So viele Sportboote auf einen Haufen habe ich selten gesehen. Wir waren aber auch froh, als es danach wieder schön ruhig wurde. Und nun liegen wir hier am Anleger von De Drai im Yachthafen von Drachten.

Jette beim Studium der Seekarte

Wir haben die Masten gelegt und gut vertäut, um sie dann hinter Groningen wieder zu stellen. So kürzen wir ab, zumal ja die Staande-Mast-Route im Reitdiep immer noch durch die defekte Brücke blockiert ist. Inzwischen wird das Legen und Stellen des Mastes zur Routine und gelingt in immer kürzerer Zeit. Gut so.

Wir sind nun aber auch echt kaputt heute Abend. Die Segelei ist schön, strengt aber auch an. Zumal, wenn man wegen des Gedränges unter Segeln ständig verschärft aufpassen muss. Alle Brücken wurde heute zügig bedient, es kam zu keinen Wartezeiten. Das ist wirklich hervorragend organisiert hier in Friesland. Und anderswo in den Niederlanden ebenso. Congrats. Glückwunsch. In Deutschland müsste man bei manchen Brücken erst mal eine Woche vorher einen Antrag stellen, 50 Euro Pfand überweisen, falls man nicht erscheinen sollte und dann muss man hoffen, dass die Brücke auch wirklich aufgeht. (Man versuche einmal in Worpswede/Neu Helgoland die Klappbrücke bewegt zu bekommen…)

Ansonsten alles im Lot auf dem Plattbodenboot. Wenn man von den Steckmücken absieht, mit denen wir die letzten beiden Nächte doch zu kämpfen hatten und entsprechend schlecht geschlafen haben. Da gibt es inzwischen Verbesserungsvorschläge, ganz einfacher Art, für den nächsten Törn in Mückengebiete.

Morgen liegt dann nur ein kleinerer Teil schöne Fahrt vor uns, durchs Bergumer Meer, dann folgt öde Kanalfahrt, aber immer noch besser als die Kanalfahrt auf dem Küstenkanal hinter Oldenburg. Die grüne Hölle. Man sieht nichts und niemanden und fährt wie durch einen grünen Tunnel. Alles sieht immer gleich aus. Auf den Kanälen hier gibt es immer viel zu sehen. Das hilft auch übers sture Dahindieseln hinweg.

So, jetzt noch was Essen und dann bald in die Koje…

Hier noch ein paar Fotos für Euch:

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Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

Ein Kommentar

  1. Euch weiterhin schöne Tage, und interessante Orte.
    Ab 12
    16.08
    Danke Deiner Ausbildung für eine Woche ab Waren zu 4 auf 13,5m mit 4 Kabinen per Motorboot auf Müritz und anliegenden Wasserstraßen.
    Ganz lieben Gruß an alle, auch den 4 Beiner.
    Freue mich über Deine Berichte, und Fotos.

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