Drachten bis Groningen
Heute bin ich mal wieder früher dabei! Das liegt einfach daran, dass wir heute nur dieseln. Gestern haben wir die Masten gelegt in der Marina in Drachten. Kein Mensch zu sehen, niemand, der einen Liegeplatz zuweisen konnte. Wie ausgestorben. Damit wir überhaupt vom Steg kommen konnten, haben wir uns bei der Tankstelle hingelegt. Tanken wollten wir eh und haben wir dann auch gleich heute Morgen. Ich habe sagenhafte 13,33 Liter GTL nachgetankt. Sprich: Unser Diesel hat zwischen 1 und 1,5l die Stunde verbraucht. Das brauchen manche Vereinskameraden mit 400 PS-Benzinern allein beim Anlassen…
Und nun tuckern die Diesel wieder. Die Robbe braucht aktuell etwas mehr Sprit, weil eine Leitungsdichtung undicht geworden ist. Abends filtern sie dann aus der Ölwanne die Mehrmengen GTL (Gas To Liquid = alternativer Diesel aus Erdgas, umweltfreundlich, kaum Abgase, zündfreudiger, wasserverträglich, etwas teurer), um sie zu entsorgen. Das kann auch nur ein vorübergehender Zustand sein. Bei uns alles top, alle Tanks voll, alle Dichtungen dicht, und wir tuckern über eine weitgehend unbekannte, aber sehr schöne ländlich – moorliche Route von Drachten übers Bergumer Meer und haben jetzt gerade den Kanal nach Groningen erreicht, der durchs Bergumer Meer führt. Ab jetzt also Kanalfahrt, nicht gerade unsere bevorzugte Strecke. Aber flott durch und gut. Zumal es heute bedeckt und nicht so warm ist. Da ertragen wir Kanalfahrten deutlich besser als bei stehender Hitze. Auch Jette. Wir lösen uns an der Pinne ab und einer kann immer entspannen. Mit den Brücken hat es auch heute wieder hervorragend geklappt. Großes Lob den Niederländern – wieder mal! Auch in den abgelegensten Kaffs und Wasserwegen gibt es gute Brücken, und die werden aus der Ferne wie von Geisterhand bewegt und öffnen sich, wenn man sich ihnen nähert. Wow!
Und ich denke wieder an mein geliebtes Teufelsmoor, wo es all das nicht (mehr) gibt. Und doch ist die Landschaft sehr ähnlich dem, was wir heute durchfahren haben. Wie Hamme und Beeke (bei Worpswede). Die Beeke durfte ich noch als Jugendliche durchfahren – mit Motor. Dann wurde sie gesperrt. Alles verboten. Alles gesperrt. Brücken vergammeln und alte Schleusen werden mit Sand zugeschüttet. Wir sind eben keine Seefahrernation, nicht mit allen Wassern gewaschen und für alle Wasser offen wie die Niederländer.
Hier ist es, als führen wir durch Hamme und Beeke – nur in Potenz, was die Ausmessungen betrifft. Und überall Natur. Kein Artensterben, weil wir da durchtuckern. Kein Raubbau, weil es in der Natur auch Menschen in Gestalt von Wassersportlern gibt. Wie soll man die Natur schützen und liebgewinnen wollen, wenn man ausgesperrt wird?
Was wir Deutsche indes scheinbar brauchen, sind Vorschriften, Verbote, Regelungen, Bargeld und ein Faxgerät. Armes Deutschland. Wir sinken immer weiter runter und man merkt es so richtig, wenn man mal im Ausland ist. Unter dem Merkel-Dunst versank alles in unsichtbaren Spinnweben und im Scholz-Schatten wird es auch nicht besser. Dafür wird mehr versprochen, wenn überhaupt etwas kommuniziert wird.
So, Ziel für heute ist der Groninger Motorboot-Club. Ein netter Verein, den man erreichen kann, ohne die ersten Groninger Brücken passieren zu müssen. Da stellen wir den Mast, weil wir dann wieder auf der „Staande-Mast-Route“ sind. Morgen soll es dann weiter nach Delfzijl gehen.