12. Tag (6.8.)

Licht aus dem Osten…

Eemskanal be Groningen um 0630h beim Aufbruch gen Delfzijl

Heute sind wir früh los. Sehr früh. Und das, obwohl keine Tide im Spiel ist. Aber eine Brücke. Die „Dribondsbrücke“ in Groningen, die erste im Eemskanal Richtung Osten. Eine Stadtautobahn. Und deshalb wird sie zu bestimmten Rush-Hour-Zeiten auch nicht geöffnet. Zum Beispiels morgens zwischen 0700 und 0900. Also haben wir um 0630 abgelegt und dann auf Kanal 81 die Brücke gerufen. Sie wird von der Oostersluis Groningen aus mit bedient. Das ging – wie immer – flott und problemlos: „Kommen Sie noch etwas näher, dann machen wir auf.“. Und so geschah es im rötlichen Dunst eines wunderschönen Morgens. Man konnte in Richtung Osten kaum etwas erkennen, so stark ging die Sonne über dem Dunst des Kanals auf. Und die nächste Brücke war nicht weit und die machte er auch auf, als wir näherkamen. Und auch die dritte Brücke haben wir gerade hinter uns gebracht, in etwa in der Kanalmitte zwischen Groningen und Delfzijl. Und so tuckern wir an diesem herrlichen Morgen, noch ehe die drückende Hitze uns wieder erwischt, über den leeren Eemskanal.

Doch erst noch mal zwei kleine Schritte zurück: Ein paar Fotos nachgereicht von gestern. Aus der Schleuse im Princess-Margriet-Kanal und von unserem Liegeplatz in Groningen beim Groninger Motorboot Club, abends, nachdem wir lecker beim Chinesen gegessen hatten und die Nacht über uns hereingebrochen war. Alle schliefen schon, als ich noch mal die Kamera rausholte.

Und hier die Nacktfotos (mal sehen, ob Dorit den Tippfehler wieder gleich entdeckt…):

Die Dribondsbrug öffnet sich kurz nach Sonnenaufgang für uns. Die Autobahn steht still, nur weil wir da durch wollen. In Deutschland unvorstellbar, oder?

Und wie geht’s nun weiter?

Der Plan ist, aus Delfzil auszulaufen. Für Ditzum reicht die Tide nicht mehr, deshalb erst einmal nur nach Termunterzijl auf holl. Seite. Ein ehemaliger Krabbenkutterhafen, ähnlich wie Fedderwardersiel, und der regelmäßige Ansegelpunkt der Emder Segler. Etwas verschlafen, aber mit einem guten Fischrestaurant, die alte Zeit scheint stehengeblieben zu sein. Ganz anders als der seelenlose Delfzijl. Für uns auch neu, wir waren da noch nie und sind deshalb auch gespannt. Wir werden später berichten….

Teil II vom Tage

Tja, nachdem wir den Wetterbericht für morgen unterwegs studiert haben und so flott in Delfzijl waren (allle Brücken gingen auf, als wir uns näherten!), entschlossen wir uns, doch gleich über den Dollard ins geliebte Ditzum zu fahren statt nach Termunterzijl. Morgen zieht nämlich vormittags bis in die Mittagszeit ein dickes Gewitter über uns hinweg und dann möchte niemand auf See sein.

Fahrt über den Dollard. Still wie ein Ententeich. Ein einsamer Bagger baggert für die Meyer-Werft…
Schöner Liegeplatz in Ditzum, vom Leben umtobt…

Drückend ist es heute wieder geworden, wie an so vielen anderen Tagen. Jette haben wir mit Schwimmweste (die hat den festen Handgriff oben und breite Tragebänder unten) ein paarmal „getunkt“, damit die Körpertemperatur wieder gesenkt würde. Danach wird sie immer munter und ist auch eine Weile mit Fellpflege beschäftigt. Eben, bei Hochwasser, sind Ronald und ich mal ins Hafenbecken gestiegen und Jette hat auch eine (kleine) Runde mitgeschwommen. Jetzt schläft sie und träumt vielleicht vom weiten, wilden Meer…

Hafenschwimmen mit Hund

Nun waren wir auch beim Seniorchef Bültjer von der legendären Bültjer-Werft gegenüber. Die letzte Werft, die sich noch auf alte Holzschiffe spezialisiert hat. Drei Generationen im Betrieb tätig. Alles Bültjers. Der Senior ist auch Vorsitzender vom Segelverein „Boreas Ditzum“ und bei ihm darf man sein Liegegeld abgeben. Wir suchten ihn und fanden ihn hoch auf einem selbstgezimmerten Gerüst außen an der Werfthalle. Er machte neuen Kitt an die alten Scheiben. 15 Euro für zwei Schiffe – da kann man nicht meckern, oder? Die Werfthalle zu sehen ist schon das Geld wert und mit dem Senior zu schnacken. Auch sein „Büro“ ist außergewöhnlich, mit Trend zu den Verhältnissen bei legendären Schrott-Familien, deren Serien in DMAX liefen. Überall auf dem Gelände finden sich Schiffs-Projekte in mehr oder weniger fortgeschrittenem Zustand:

Ein Projekt auf der Bültjer-Werft

Und wir waren Kaffeesieren und danach auf dem Friedhof. Da gehen wir gern hin. Auch, um mal wieder nach dem Grab des im Einsatz auf See gebliebenen Seenotretters Theo Fischer zu schauen. Da scheint es keine Angehörigen mehr zu geben, die es pflegen und ich habe heute meine DGzRS-Mütze vor ihm gezogen. Theo Fischer kam in einem Orkan im Jahre 1995 ums Leben, draußen im Gatt vor Borkum, als eine Monsterwelle den Rettungskreuzer einmal komplett durchdrehte. Er und sein Vormann wurden von Bord gespült und ertranken. (Nach diesem Vorfall wurden nur noch Seenotrettungskreuzer mit geschlossenem oberen Fahrstand gebaut.) Nun, Dorit hat ein wenig Unkraut gezupft, das aus dem grausig grauen Schotter geschossen war. So gesehen ist es nun „sauber“, aber dennoch wünscht sich niemand so sein Grab, oder?

Theo Fischers Grab
Sauber, aber keine Blume blüht auf seinem Grab. Vergessen?

So, nun zum Schluss nur noch ein paar Fotos von gestern und heute. Viel Freude beim Betrachten!

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Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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