Regentag im Kanal
Endlich ist er da: der erste Regentag unseres Törns! Schön kühl und frisch und man wird daran erinnert, dass man auch noch Ölzeug im Schrank hat. Prima. Für Kanalfahrt genau richtig. Bestmann Werner wird sich an einen solchen Regentörn mit Jollenkreuzer „Butt“ erinnern, ebenso damals von Aurich nach Dykhausen. Zu letzterem Ort später mehr.
Regine ist noch mal schnell zur Apotheke gelaufen, ansonsten haben wir Schlüssel bereits abgegeben und Liegegeld (13 Euro inkl. Duschen) bezahlt. Um 1000 macht uns der Hafenmeister die erste Brücke auf. Die vierte Brücke, kurz in Folge nacheinander, wird dann die abgesackte Problembrücke sein, die wir heute noch hinter uns bringen müssen vor der Sperrung.
Anders als gestern noch geplant werden wir aber nicht nur bis Marcardsmoor zum dortigen Wassersportverein fahren, sondern gleich durchziehen zum WV Dykhausen. Mitten im Nirgendwo an einer Straßenbrücke gelegen, kurz vor den Toren Sandes / Wilhelmshavens. Nach Dykhausen hören die grünen Auen bald auf und die Vorstadt beginnt. Und damit ein Wust von Brücken plus der letzten Schleuse Mariensiel.
Dykhausen haben Bestmann Werner und ich mit besagtem „Butt“ schon mal besucht. Inmitten der Corona-Zeit und früh in der Saison. Wir wurden quasi angezogen von dem munteren Werbeschild „Freundlicher Verein für alle Gäste“. Sie waren damals aber nicht nur freundlich, sondern vor allem stark gesetzestreu. Kein Mensch weit und breit, alles abgeschlossen, kein Wasser, kein Strom, kein Klo. Jetzt bekommen sie die zweite Chance, Ihr Motto zu beweisen. Aber wir sind guten Mutes, gestärkt durch die Erfahrungen beim WV Westerende. Für Letztere hätte ich den passenden Bannerspruch:
„Werter Gast, wir reichen Hände: komm zum WVWesterende!“
Stimmt. Zum dritten Mal erwähnt. Und heute kann sich der WVDykhausen beweisen vor den Toren von WHV. So, um zehn geht’s los. Zeit, die Ölhose anzuziehen, Strom abzuklemmen und mal nach dem Dieselstand zu schauen. Dann tuckern wir durch den Ems-Jade-Kanal weiter, immer Richtung Osten. Eine Stunde Mittagspause schreibt die Kanalverwaltung vor. Von halb eins bis halb zwei. Dann liegen wir vor irgendeiner Brücke oder Schleuse und gönnen dem Schleuser sein Mahl oder Schläfchen. Vielleicht machen wir es ebenso. Später also mehr, erst mal nur ein weiteres Regenbild:
Teil II (des Schreckens…)
oder: Es nimmt kein Ende mit den Brückenkatastrophen…
Um das Tagesende vorweg zu nehmen und damit Bestmann Werner auch was zum Schmunzeln hat: Wir liegen im Sonnenschein und bei starkem Wind beim WV Dykhausen vor den Toren Wilhelmshavens. Das war nun so geplant. Nicht geplant war, was uns der Brückenöffner vom NLWKN, zugleich Mitglied im WVD, dann offenbarte: Nicht nur, dass wir bis Montag warten müssen, um durch die Deichbrücke in WHV zu kommen, nun wird sie wegen spezieller Arbeiten nächste Woche erst ab Dienstag geöffnet werden! Das heißt konkret: 4 Übernachtungen in Dykhausen! Urlaub am Ems-Jade-Kanal. Allerdings, anders als bei dem Stopp mit Jollenkreuzer und Bestmann Werner damals in der Coronazeit, als alles verschlossen und nichts und niemand zu sehen war, es kein Wasser und kein Klo und erst Recht keinen Strom gab, ist es nun entschieden besser:
Nette Leute, Strom, Wasser und viel Hilfsbereitschaft. Und freies und großes Hundegelände gleich vor der Vereinspforte. Beim Anlegen hat sich mein Plattbodenverklicker am Steg verklemmt und beim Aufstoppen ist er dann abgerissen. Gleich läuft die Reparatur. Ronalds Cousin kommt zu Besuch – und bringt ein kleines Schweißgerät mit. Damit sind zwei Schlosser an Bord und werden gewiss alles zum Besten wenden.
Doch noch einen Sprung zurück:
Das Wetter schwankte zwischen reichlich Regen und trockenen Phasen, um sich am Ende zu Sonnenwetter zu entwickeln. Der Wind blies mit Bft 5-6 genau von achtern und ließ uns tüchtig Sprit sparen. Wenn man nur hätte segeln können, aber die festen Brücken ließen uns keine Wahl. Und manche Bauern haben auch nicht-TÜV-abgenommene Stromüberquerungen selbst gebastelt, um den Weidezaun auf der anderen Kanalseite mit Strom zu versorgen. Da wäre man mit Mast auch richtig reingerasselt.
In Marcardsmoor, einer alten Torfstechersiedlung wie im Teufelsmoor, legten wir über die Mittagszeit an, weil dann die Schleuser und Brückenwärter ihr vom NLWKN verordnetes Mittagsschläfchen halten. Da gleich nebenan eine Tankstelle war, nutzten wir die Gelegenheit, um noch mal nachzutanken.
Wie sich nun alles weiterentwickelt – wir wissen es nicht. Wir sitzen hier in der Fall. Hinter uns ist der Kanal wegen eines abgesackten Brückenfundamentes gesperrt, vor uns blockiert die Deichbrücke mit ihren speziellen Arbeiten ein Durchkommen vor Dienstag. Und wenn wir tatsächlich am Freitag wieder in Ritterhude sein sollten, dann ist auch noch offen, wann wir da unter der Schlossbrücke durchkommen. Denn die wird abgerissen und neu gebaut. Geplant sind dafür zwei Jahre. In China wären es zwei Monate- vermutlich.
Also haben wir nun drei Tage zum kompletten Entspannen, aber auch für kleine Reparaturen am Boot. Ich habe ja Gläser mit den Grundfarben dabei, dazu Schleifer und Papier. Da wird manches Naturlack bekommen, anderes grüne oder gebrochen weiße Farbe. Die Feinheiten kommen dann im Winter.