Die Nacht ist vorbei. Eine Vollmondnacht. Jette hat geträumt und vermutlich im Traum Katzen gejagt. So klang es wenigstens. Werner und ich habe gut geruht und ein ordentliches Frühstück genossen. Irgendwelche Folgen verstärkten Zwetschgenkonsums haben sich bei mir immer noch nicht eingestellt. Vermutlich muss ich auf Pflaumen umsteigen. Jetzt ist Zeit für den zweiten Tee und wir warten auf die Sonne. Denn ohne sie ist es doch ziemlich frisch. Also alle Luken zu und den Kocher an. Dann wird’s gemütlich:
Jette hat auch schon alles erledigt und einen Teil ihres Lieblings-Nassfutters bekommen. Nun hat sie sich wieder zur Ruhe gelegt. Ich sortiere die immer noch wachsende Teilnehmerliste meiner Kursteilnehmer (nächste Woche startet Seefunk, gefolgt von SBF-See und -Binnen) und versuche, den Überblick zu behalten. Gelingt tatsächlich. Wie ist der Plan für heute?
Kurzform: Segeln nach Bremerhaven – mit Wind von schräg vorn.
Aber dazu muss es erst mal Hochwasser werden im Absersiel, und das wird erst um 1500h der Fall sein. Also viel Zeit erst mal. Vielleicht gehen wir auch gleich noch mal nach Rodenkirchen rein, mal einen Kaffee trinken oder beim Landhandel reinschauen. Da gibt es oft interessante Dinge, die man auch an Bord oder fürs Angeln oder die Funkerei nutzen kann (Elektrozaunlitze z.B. geht wunderbar als Antennendraht und ist saugünstig).
Vielleicht noch ein kleiner Zwischenstand für die Bastler und Bootsbauer unter den Lesern: Werner hat sich gestern verzweifelt eine Weile mit meiner Bedienungsanleitung für das neue WC und die Umschaltung von Waschbeckenbetrieb auf Kloschüsselbetrieb befasst und als die Verzweiflung seine Gesichtszüge immer mehr entgleisen ließ und die Blässe im Gesicht sich verstärkte, griff ich ein und lud zu einer „Technischen Führung neues Badezimmer“ ein.
Ganz praktisch, unter Umlegung aller Hebel und Ventile. Das Gesicht gewann wieder an natürlicher Farbe, die Zähne konnten geputzt werden und hinterher wurde wieder alles für WC-Betrieb umgeschaltet (weil es nachts oft schnell gehen muss und in der Dunkelheit niemand gern an Ventilen rumfummelt). Jedenfalls funktioniert alles wie es soll. Und das ist entscheidend. Jedenfalls für mich. Nichts leckt, nichts klemmt, nichts läuft über. Und nichts riecht. Und dank genialer Speisung durch einen separaten Wassertank können wir auch spülen und die Finger waschen, wenn wir im Schlick trocken liegen. Und den Tank haben wir gestern noch mal aufgefüllt. Daran muss man natürlich denken, zumal der unter der Bank etwas verborgen liegt und nicht gleich ins Auge fällt. So, genug zu diesem Thema und der Nichtwirkung von Zwetschgengenuss.
Nachher dann mehr… hoffentlich auch zur Segelei…
Teil II – am Abend.
Der Bremerhavener Seenotkreuzer Hermann Rudolf Meyer lief gerade auf die Geestemündung zu, als wir uns Bremerhaven mit seiner unverkennbaren Kulisse näherten.
Gut die Hälfte der Strecke vom Absersiel aus hatten wir aufgekreuzt, bis der Wind nicht mehr ganz unseren Ansprüchen entsprach und wir die 2-Knoten-Marke nicht mehr knacken konnten. Bis dahin aber war es eine wunderbare Segelei: Werner gewöhnte sich erst an die Fock, dann an die Schwerter und am Ende an beides zusammen. Er war also gut beschäftigt bei jeder Wende! Aber zum Glück ist die Weser breit und ein Schlag fiel auch noch deutlich länger aus als der andere Schenkel, der wieder ein Stück zurück (gefühlt) ging.
Wenn man nicht versucht, mit der Drallen Deern die maximale Höhe rauszukitzeln, das kreuzt die recht ordentlich und man kommt gut voran. Sie braucht aber immer etwas mehr Fahrt, besonders vor den Wenden und sie ist dankbar, wenn man die Fock bei der Wende kurz backstehen lässt. Dann erst einmal abfallen, Fahrt aufnehmen und dann wieder etwas anluven. So kommt man gut in Fahrt und das macht richtig Spaß! Allerdings braucht es auch deutlich mehr Wind als beim Jollenkreuzer. Wo man den bereits refft oder mit drei Mann weit außenbords hängt, da fangen ihre 5 Tonnen erst richtig an zu laufen.
Jette fand ihre Lieblingswiese beim Neuen Hafen sofort wieder und freute sich über die anderen Hunde, die dort herumliefen, teils im Training, teils aus Freude am Hundeleben. Das schöne Restaurant hat leider heute geschlossen, also kommt nach Werners Nudeln heute Mittag nun am Abend wieder ein gut biblisches Linsengericht auf den Teller. Jette hatte heute wieder ihr Feuchtfutter und liegt jetzt verdauend und träumend vor ihrem Körbchen.
Nachdem Werner seinen linken Schuh gestern mittels Pattex Kontaktkleber wieder an der Sohle zurückgeklebt hatte, ist ihm heute beim kühnen Schleusensprung die andere Sohne vom Schuh geflogen. Zum Glück hatte er noch Pattex und konnte auch diese Sohle wieder zurückkleben -für die nächsten zwanzig Jahre.
So, nun genießen wir den Abend im Sonnenschein und in dieser Marina mit den goldenen Wasserhähnen. Strom haben wir uns auch gegönnt und die Wassertanks sind noch voll. Und morgen segeln wir dann wieder nach Absersiel zurück. Da wird Werner dann für ein abendliches Konzert von Conny abgeholt und taucht erst am Freitag für die gemeinsame Rückfahrt (geplant ist Juliusplate Berne) wieder auf. Ich werde berichten…