Film und Auswertung Friesland-Törn

Gleich mal vorweg: Teil I des Friesland-Filmes! Den habe ich nämlich schon fertig bekommen und bin auch schon am Schneiden des zweiten Teiles. Danach wird es noch eine eine meditative Bilder-Schau mit den schönsten und stimmungsvollstens Fotos der Tour geben.

Hier also erst einmal der Link zum ersten Filmteil!

Und hier klickt sich der zweite Filmteil zum Laufen!

Und hier die meditative Foto-Schau mit den besten Fotos!

Und nun zum Resumé des Törns.

Noch nie hatten wir einen Törn, der so oft umgeplant werden musste. Grund dafür war nicht etwa schlechtes Wetter, wie früher schon öfters. Grund waren allein defekte oder im (Ab-)Bau befindliche Brücken. Darunter gibt es zwei Kategorien:

a. Brücken, von denen wir wussten und die wir einplanten.

b. Brücken, deren Probleme erst im Laufe der Fahrt offenbart wurden.

Zu a. gehört schon die Schlossbrücke in Ritterhude. Sie wird abgerissen und durch eine neue ersetzt werden. Geplante Bauzeit: 2 Jahre. Wenn es so (langsam) weitergeht wie bisher, dann werden diese zwei Jahre sicher nicht reichen. Da gibt es Bauphasen, wo man die Brücke unterfahren darf und andere, an denen sie auch auf dem Wasser komplett gesperrt sein wird. Wir hatten Glück, denn sowohl bei Abfahrt wie auch bei Rückkehr war die Schlossbrücke unterfahrbar.

Zu a. gehörte in den letzten Tagen vor Törnbeginn auch die Eisenbahnbrücke über die Hunte bei Elsfleth. Ich hatte den Törn schon umgeplant: Ems-Jade-Kanal statt Küstenkanal und E-fehnkanal. Dennoch hatte ich mehrere Telefonate mit offiziellen Stellen in Sachen dieser Brücke geführt. Am Abend vorher sagte noch ein zuständiger WaschPolizist, dass sie wochenlang nicht passiert werden könne. Am Morgen des Starts sah die Welt schon wieder anders auch und es gab in Info, in Abstimmung mit dem Brückenwärter könne die Brücke von Sportbooten nach Anmeldung passiert werden. Also wieder Plan 1 in Betrieb genommen und Masten wieder gelegt (was bei der „Robbe“ damals noch ein ziemlich Aufwand war, weil sie das noch nie geübt hatten).

Die nächsten Brückenänderung (kein wirkliches Problem, wenn man es gewusst hätte) betraf die Leda-Brücke bei Potshausen. Da hatte NLWKN nämlich der an der Brücke wohnenden Wärterin gekündigt und nun musste eine andere Wärterin, die entfernt wohnt, diese Brückenöffnung mit übernehmen. Das hat zur Folge, dass man nicht spontan dort anrufen kann, sondern mindestens am Vortag des Passierens. Da uns das aber am Ende des E-fehnkanals mitgeteilt wurde, konnten wir das noch problemlos erledigen. Hätten wir es nicht gewusst, dann hätten wir einen Tag verloren.

Wir wollten ja in Holland über die Staande-Mast-Route fahren, also von Delfzil über Groningen (komplett durch die Stadt schleusen) ins Reitdiep und über das Lauwersmer, Dokkum und Frieslands Hauptstadt Leeuwarden dann ins Friese Meren Gebiet fahren.

Aber schon in der Seeschleuse Delfzijl erfuhren wir, dass mindestens eine Brücke im Reitdiep mit Defekt für einige Zeit ausfallen würde. Und da die Durchfahrtshöhe in geschlossenem Zustand zudem bei nur einem Meter lag, hätte es auch mit gelegtem Mast nicht geklappt (2-3m, je nach Boot). Was also tun?

Mein Vorschlag wurde angenommen, wieder die Masten zu legen und über die Oostersluis Groningen und den Van Starkenborgh-Kanal direkt nach Friesland zu fahren. Mastlegen ging schon flotter, vor allem bei der „Robbe“, zumal sie den Mast nun im Koker ließen und nicht ganz übers Boot legten wie anfangs. Da muss man nur in den Schleusen und beim Anlegen etwas vorsichtig sein, sonst fährt man sich Verklicker und Funkantenne möglicherseise ab. „Robbe“ hat aber nur einen Baum gestreift und musste dann etwas Grünzeug entfernen und den (Alu-)Verklicker mit Bootshaken wieder etwas richten.

Anfangs hofften wir noch, wenigstens den Rückweg über das Reitdiep wählen zu können, aber daraus wurde nichts. Dann also wieder über Van-Starkenborgh-Kanal zurück, diesmal aber mit einer schönen Alternative über Drachten (dort Masten legen) und einem hübschen Kanälchen zum Bergumer Mer.

Die härtesten Brückenprobleme sollten uns dann aber im Ems-Jade-Kanal auf dem Rückweg ereilen. Wir wollten ja, auch um der „Robbe“-Besatzung mal die Alternative zu zeigen, nicht wieder über E-fehnkanal zurück. Außerdem bleibt beim EJK am Ende immer noch ein Wattentörn von der Jade zur Weser in froher Erwartung, also segelnd und mit stehenden Masten. Alles klappte prima – bis Aurich (ca. 1/3 der Kanallänge). Dort hörten wir zwei Hiobsbotschaften (auch wieder eher per Zufall!): Erstens sollte die vierte Brücke nach Aurich ein paar Tage später erneuert werden, weil das Fundament abgesackt war, und zweitens würde die Deichbrücke in WHV auch nur an Wochentagen ein einziges Mal bedient werden, was schon mal ein Liegewochenende in Dykhausen bedeutete.

Dann aber kam die Zusatz-Info, dass am Montag auch nicht geöffnet würde und dass man einen Corso von einigen Booten zusammenstellen würde, die am Dienstag von Dykhausen aus durch alle Brücken und die letzte Schleuse Mariensiel geführt und rechtzeitig vor Notbrückenöffnung an der Deichbrücke in WHV sein würden. Für uns bedeutete das 3,5 Tage Asyl beim WV Dykhausen! Einerseits am Ende der Welt, andererseits mit netten Leuten dort und Ronalds Cousin, der uns ein Auto zur Verfügung stellte. So konnten wir nach Sande und Jever fahren, um einzukaufen und zu speisen und für etwas Sightseeing.

Blieb am Ende nur noch wieder die Schlossbrücke in Ritterhude. Ich hatte aber Späher ausgeschickt, die mal auskundschaften sollten, ob das Sperrschild hing oder nicht und wenn ja, wann. Sie gaben grünes Licht, weil bislang nur der Straßenbelag auf der Brücke abgetragen wurde, was eine Sperrung unterhalb nicht nötig machte.

Also, defekte Brücken bestimmten den Törn maßgebend.

Sie änderten aber nichts daran, dass es ein schöner und besonders für die Neulinge auf der „Robbe“ sicher ein überaus gewinnbringender Törn in vielerlei Hinsicht wurde! Das drückten sie auch mehrfach so in Worten aus.

Zum Wetter: Wir hatten, von einige Stunden mal abgesehen, durchgängig gutes Wetter! Zu gut oft, sprich: zu heiß! An Bord ist das so eine Sache, denn das Wasser reflektiert die Wärme zusätzlich. Andererseits konnten wir auch immer Schwimmen gehen, was Ronald und ich öfters taten. Das kühlte den ganzen Körper merklich und nachhaltig runter. Besser als Duschen alleine! Und die Wasserschläuche an den Vereinen waren durch die Sonne so aufgeheizt, dass man mit ihnen auch eine ganze Weile anschließend warm „duschen“ konnte, ehe sie in „kalt“ übergingen. Und mit „kalt“ füllten wir dann wieder unsere Wassertanks an Bord.

In Sachen Wind war es nicht so optimal. Wie bei Hochdruckgebieten meist zu beobachten: Wenig bis kein Wind. Und wenn mal welcher war, dann meist von vorn. Auf Kanälen oder Wattenprielen kann man aber nicht aufkreuzen, jedenfalls nicht mit einem Plattbodenschiff. Somit hätten wir uns noch ein paar Segeleinheiten mehr gewünscht. Aber auf den Friese Meren ging es dann doch ab – unter Segel. Und davon zehren wir noch heute.

Alles besser als drei Wochen Regen und Sturm, was wir dieses Jahr auch schon beobachten konnten. Vereinsmitglieder, die dann unterwegs waren, waren kurz davor, den Wassersport aufzugeben.

Wichtiges Fazit: Die „Dralle Deern“ jedenfalls segelt noch besser, als von mir erwartet. Natürlich geht sie nicht so hoch an den Wind wie ein modernes Kielboot oder eine Rennjolle, kreuzt aber doch einwandfrei auf. Halbwind und raume Winde sind ihre Domäne, und da hängte sie auch die LM24 klar ab, die am Wind ihre Stärken zeigte, auch wegen der großen Genua. Zusammen segelten wir meist sehr ausgewogen, fielen nie sehr weit auseinander. Das ist auch wichtig, wenn man zu zweit auf Segeltörn geht.

Und, eine weitere Segelerfahrung: Plattbodenschiffsegeln ist echte körperliche Arbeit! Alles ist schwer und geht schwer. Winschen sucht man vergebens, Schwert hoch und Schwert runter. Man ist ständig am Arbeiten, vom Setzen der Segel bis zum Niederholen. Aber dafü schläft man nachts auch gut…

Insgesamt kann ich den Törn wirklich empfehlen. Es war alles dabei und Holland und die Holländer sind immer eine Reise wert. Da geht es entspannter zu als bei uns. Sehr angenehm. Wassersport hat dort Priorität und wird nicht als „lästig“ von den Behörden angesehen wie oft bei uns. Alles ist in top Zustand und nicht rottig wie bei uns. Dass mal eine Brücke ausfällt, das kommt immer mal vor. Vielleicht von den Russen gehackt…

Ach ja, eine Brücke habe ich noch vergessen: im EJK. Sie öffnete nur halb. Das Fahrgastschiff passte nicht durch, wir aber. Es dauerte fast zwei Stunden, bis sie die Brücke wieder unter Kontrolle hatten. Da waren wir schon ein ganzes Stück weiter…

Pflegearbeit an unfreiwilligen Liegetagen wegen Brückenproblemen
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Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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