Tag 17 (11.8.) Dykhausen III

Ein schlechter und zugleich guter Tag

Ein schlechter Tag: Dorit muss aus Krankheitsgründen heute nach Hause und die „Dralle Deern“ verlassen. Das deutete sich am frühen Morgen an. Ihr chronische Krankheit hat sich durch einen neuen Schub verschlechtert. Sie braucht das heimische Umfeld und ärztliche Beratung. Ein schlechter Tag.

Aber auch ein guter Tag: Denn in solchen Fällen, wenn schnell etwas organisiert werden muss, zeigen sich auch Freunde in der Not, die zu spontaner Hilfe bereit sind. Nun wird Bernd kommen und sie abholen. In Ritterhude pickt er dann Klaus auf und bringt ihn als Ersatzmitsegler mit. Alles war binnen Minuten organisiert. Dafür sind wir sehr dankbar.

Und Bordhunde Jette wird nach einiger Überlegung auch die „Dralle Deern“ verlassen. Das ermöglicht Klaus und mir, ggf. bei unpassender Tide auch mal einen langen Törn oder ein Ankern außerhalb von Häfen durchzuführen. Mit Hund muss man immer mal Gassi gehen, was normalerweise ja auch kein Problem ist. Aber nun soll es ja schnellstmöglich heimwärts gehen und dann kann es auch schon mal zu ungewöhnlichen Törnplanungen kommen.

Jette döst entspannt im Sonnenstrahl, während hinter ihr Dorit ihre Sachen packt und mir anschließend Tipps und Anweisungen für die Aufrechterhaltung von Ordnung und Sauberkeit an Bord gibt (bei reinen Männercrews nicht unbedingt selbstverständlich).

Jette hat eben noch einen neuen Freund gewonnen: der zweite Brückenwärter kam vorbei und speiste sie mit sonntäglichen Leckerlis. Besagter Brückenwärter erwähnte auch, dass wir am Dienstag von hier aus zu einer Notflotte zusammengestellt und gemeinsam durch alle Brücken geführt werden. Das soll sicherstellen, dass wir dann auch wirklich um 1215 die besagte einmalige Öffnung der Deichbrücke erreichen. Immerhin. Einer kümmert sich. Und er erwähnte auch das jüngste Gerücht unter Brückenwärtern, die Deichbrücke würde am Montag nicht wegen technischer Dinge nicht geöffnet, sondern weil da Triatlon stattfindet in WHV und möglicherweise ja Schwimmer im Wasser sein könnten. Wenn das stimmen sollte, dann ist das ein weiteres Armutszeugnis für deutsche Planung und Bürokratie. Genauso der Fakt, dass es kein verbindliches Organ (z.B. eine App) gibt, wo man über Brückensperrungen und kurzfristige Änderungen zeitnah informiert werden würde. Man muss sich durch x Webseiten wühlen, bei Hafenkapitänen anrufen und den Küstenfunk befragen, um irgendwelche Nachrichten zu bekommen, die dann oft alles andere als verlässlich sind. Das geht besser! Aber wir haben halt keine Lobby als Wassersportler in Deutschland. Wir sind das Land der Autofahrer und nicht der Bootsfahrer. Auf Autobahnen kann endlos geheizt werden und auf der Hamme wird für Boote 5 km/h vorgeschrieben. Eine Geschwindigkeit, wo ich bei Seitenwind die Dralle Deern gar nicht immer sichern steuern kann. Wer denkt sich sowas aus???

Das Unwichtigste zum Schluss: Ich habe eben noch die zweite Grünlackschicht auf den geschweißten Verklickerhalter aufgetragen. Sieht wieder top aus und ist quasi wieder im Originalzustand. Dafür sind Zwangspausentage ja nun wirklich gut.

Noch wurden wir vom Eisschlag der Rotoren verschont. Aber hörbar laut sind sie dennoch.

Teil II vom Nachmittag

  1. Die kranke Skipperin samt Bordhund sind gut zuhause angekommen.
  2. Klaus, Regine, Ronald und ich sind mit dem freundlichen Leihwagen noch in den nächsten Ort gefahren, haben italienisch gespeist und den allsonntäglich geöffnetetn Lidl-Markt besucht. Wir brauchten für die Resttage noch Konserven und Frisches.
  3. Ronald telefoniert gerade mit der Seeschleuse WHV, um herauszubekommen, ob wir am Dienstagabend evtl. noch ausschleusen können. Dann würden wir das letzte noch auflaufende Wasser nutzen, um doch noch nach Dangast zu segeln. Gerade berichtet er, dass sie uns um 1500 rauslassen würden.
  4. Das bedeutet: 1215 Brücke muss klappen, dann flott an den Anleger und Masten stellen, damit wir die Zeit halten können. Vorteil wäre dann: wir könnten in aller Ruhe und Zeit gemütlich nach Dangast segeln, auch bei wenig Wind.
  5. Uns läuft ein neuer Bordhund „Paula“ zu. Paula liebt Jettes Leckerlis, die ich noch reichlich in der Hosentasche habe.
Schwalbenbesuch auf der „Robbe“
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Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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