Leda und Ems runter bis Jemgum
Ehe ich von heute erzähle, erst noch einen stimmungsvollen Blick zurück auf den gestrigen Abend: Ein Sonnenuntergang wie in der Karibik! Ronald und Regine hatten es sich beim Sundowner gemütlich gemacht:
Heute nun in präsziser Absprache mit der Brückenwärterin für die Klappbrücke Potshausen legten wir um halb 10 bei HW ab und erreichten einen Dreiviertelstunde später besagte Brücke. Die sieht man erst im letzten Moment und kann kaum noch bremen – wenn die Tide kräftig läuft. Aber bei uns lief sie noch ruhig, kurz nach HW und brachte uns nicht in Schwierigkeiten. Und die Brückenfrau ließ es auch sofort klingen, als sie uns erblickte: die Straßenschranken gingen runter und die Brücke hoch. Ich habe nur kurz Gas weggenommen, etwas Rückwärts eingelegt für ein paar Sekunden, und dann wieder „Halb Voraus“. Und wir waren durch und die „Robbe“ in unserem Kielwasser.
Wir unterfuhren auch die nächste Brücke: die schmalste Autobrücke Deutschlands, für SUVs nicht benutzbar, wohl aber für „normale“ Autos oder Autos, wie sie früher so waren. Bald danach kam von rechts die Jümme in die Leda geflossen. Und genau an dieser Stelle schippert die legendäre „Pünte“ über die Jümme. Eine Fähre, von Hand und Strömung vorangetrieben. Viele Radfahrer und Motorradfahrer nutzen diese Fähre, ich selbst bin auch schon mal mit dem Motorrad drüber gefahren.
Die Leda strömte immer stärker und mit knapp 7 Knoten ging es dann an Loga und dem Seehafen Leer vorbei, unter dem Ledasperrwerk durch und – ohne übers Flache abzukürzen – von der Leda in die Ems. Ab hier gibt’s nur noch eine einzige Brücke, die Jan-Berghaus-Brücke zwischen Leer und Bingum. In Bingum ist schon „Rheiderland“ (früher, die Alten werden sich erinnern, hieß es noch „Twixland“). Der letzte deutsche Außenposten, unterm Meeresspiel gelegen, und im Norden vom Dollard und im Westen von den Niederlanden begrenzt. Früher ein El Dorado für Schmuggler. Tabak, Zucker und Schnaps waren so die Hauptschmuggelgüter.
Mit Schwung und heftigem seitlichen Versatz durch die Tide stießen wir in die Einfahrt zum Hafen von Jemgum, wo der getreue Horst sofort im heimischen Lilienthal auf seinem Screen unser AIS-Signal wiederentdeckte. Über Land hatte es schweigen müssen. Erstens, weil der Mast liegt und die Antenne kaum abstrahlt. Und zweitens, weil Binnen keine Empfangsstationen für AIS zu finden sind. Aber jetzt sind wir ja wieder im Bereich der Seeschifffahrtsstraße, die hier konkret „Emsschifffahrtsstraße“ heißt.
Wir kochen und essen, tippen und rauchen, entspannen und schlafen. Wir liegen ja auf Schlick mitten in der Hafeneinfahrt von Jemgum (Bestmann Werner erinnert sich an den Törn mit Jollenkreuzer „Butt“, wo es genauso war). Kommt später die Flut, dann werden wir langsam zu den Liegeplätzen reingespült. Und heute Abend schreibe ich dann weiter….
Wieder ein Hochsommertag. Fast schon zu warm, wenn nicht ein kräftiges Lüftchen durchs Boot fegen würde. Wir sind mit dem ersten Wasser quer durch den Hafen gerutscht, haben am Siel gedreht und dann einen schönen Gastliegeplatz am Schwimmsteg eingenommen. „Robbe“ kam später nach und bei uns längseits. So müssen wir nicht ständig die Festmachen kontrollieren, weil eben der ganze Steg auf und ab geht mit der Tide.
Kurze Pause, dann war Maststellen angesagt. Bei uns verständlicherweise schneller erledigt (auch Dank der Ankerwinde) als bei der „Robbe“, wo auch die Übung noch fehlt. Aber mit jedem Mal werden sie schneller und schon jetzt zeigen sich ein paar technische Verbesserungsmöglichkeiten, damit es noch fluffiger geht. Wir sind nun segelfertig und wollen morgen den Sprung über den Dollard wagen. Wetter und Wind und Tide stehen günstig, und es könnte dann sogar bis Groningen gehen. Abwarten, was wirklich daraus wird.
So, nun noch ein paar schöne Fotos von heute. Und herzliche Grüße aus dem wunderschönen Hafen von Jemgum! Ist übrigens das Partnerdorf vom amerikanischen Dörfchen Kaugum in Idaho….
Es macht macht Freude Euch zu begleiten. Sehr schöne Fotos.
Viele Grüße, auch an Regine und Ronald.
Familie Harzmeyer, Vati, Horst und Karin