Zwischenruf: Amateurfunk von Bord

Immer wieder donnerstags…

… versammele ich die Telegrafisten des CONVENIAT auf 3562 Kilohertz.

Was das bedeutet?

  1. CONVENIAT ist ein ökumenischer Freundeskreis von Funkamateuren im kirchlichen Dienst.
  2. Telegrafisten sind Menschen, die sich noch immer mit der Morsetelegrafie beschäftigen und sie wie eine weitere Fremdsprache flüssig beherrschen. Morsezeichen zu senden erfordert geringste Funktechnik und ergibt im Vergleich zum Sprechfunk hohe Reichweiten bei gleicher (kleiner) Leistung.
  3. 3562 KHz ist eine Frequenz im 80-Meter-Band, einem den Funkamateuren zugeteilten Frequenzbereich im Bereich der Kurzwelle.
Ein sogenannten Anpassglied (Transformator) für 5 Euro aus China tut seinen Dienst.

Ich habe eigentlich immer eine Kurzwellenstation an Bord. Das kleine Problem dabei ist nicht die Station (die sind inzwischen sehr klein, leicht und preiswert), sondern die Antenne(n). Obwohl die Welle „Kurz“-Welle heißt, braucht man dafür doch ziemlich lange Drähte als Antennen. Für 80m-Band etwa einen Dipol von 40m Breite. Auch aus diesem Grund „Halbwellendipol“ genannt.

QRV („betriebsbereit“) in der Kajüte mit Kurzwellenfunkgerät und Morsetaste

Gestern war mal wieder Donnerstagabend und ich hatte das CONVENIAT zu rufen. Aus Aurich. Gute Lage, weil Bäume in der Nähe des Anlegers wachsen. Letzten Donnerstag hatte ich das mit einer zudem fehlerhaften Mobilfunk-Vertikalantenne versucht, aber der Versuch misslang. Ich wurde zu schlecht empfangen. Diesmal hatte ich ein anderes Selbstbauprojekt in der Backskiste, das sich dann auch bestens bewährte: einen Halbwellendipol (40m Draht), aber nicht in der Mitte, sondern am Ende eingespeist. Das hat bauliche Vorteile. Aber man muss ein Anpassglied haben, damit die Endstufe des Senders nicht 6000 Ohm, sondern nur die erwarteten 50 Ohm „sieht“. Sonst riegelt die Endstufe ab und nichts geht mehr. Früher gab es solche Schutzschaltungen nicht und dann rauchten die Endstufentranstoren auf. So ein Antennen-Anpassglied (für seitengespeiste Dipole) hatte ich bei irgendeinem chinesischen Onlineversand entdeckt – für 5 Euro. Es brauchte zwar ein paar Wochen, um durch den Suezkanal bis zu mir zu gelangen, aber es wirkt prächtig.

Auch über die „Robbe“ schwebt der lange Draht, vom Piekhaken getragen.

Gestern also mit Hilfe von zwei langen Piekhaken, zwei Bäumen und einer Hecke die 40m Draht irgendwie übers Wasser gespannt (funktechnisch viel zu tief!), aber wer hat schon einen schönen Mast direkt vor dem Boot?! Dann mit 20 Watt Hochfrequenz die Runde gerufen. Und siehe da: Aus der Nordheide, dem Nieburger Raum und aus Bonn kamen gute Rapporte. Die Sache funktionierte also. Wir „klönten“ eine Dreiviertelstunde mit geschärften Sinnen (das Gehirn begeistert sich, weil es total gefordert wird), wünschten uns dann eine gute Nacht und ein doppeltes 73/76 (73=Alles Gute, 76=Gott befohlen) und gingen dann befriedigt zu Bett, bzw. in die Koje.

Wassersport und Amateurfunk lassen sich bestens kombinieren, vor allem an Regentagen im Hafen. Oder, wenn man wieder eine Brücke nicht öffnen kann und man drei Tage in Dykhausen festsitzt…

Ich werde die nächsten Tage viel funken und suche schon mal wieder den langen Draht raus…

Langer Draht, gestützt durch Piekhaken, Hecke und zwei Bäume.
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Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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