2. Tag Grohn bis Brhv/ Neuer Hafen

Moin tosamen, leewe Maaten!

Und wieder ist es fast 30 Grad warm in der Kajüte, und wieder tuckert der Diesel gleichmäßig und einschläfernd vor sich, weil wieder einmal der Wind eingeschlafen ist. Noch vor Brake. Und hinter Elsfleth.

Das Zeichen sagt: „Ich liege westlich der Gefahrenstelle U-Boot-Bunker.“

Also irgendwo da, wo man wirklich gut segeln kann. An der Fähre Berne/Farge hatten wir Segel gesetzt und sind auch mit 3,5kn und achterlichem Wind aus Süd ganz passabel in Gang gekommen. Aber halt nicht lange. Ein paar andere Segler holten auch ihre Segel ein, wenn sie denn überhaupt welche oben hatten.

Unter Segeln bei U-Boot-Bunker Farge

Und nun tuckern wir wieder. Ich hoffe, wir schaffen es noch bis gut NW zu Schleuse Neuer Hafen in Bremerhaven.

Da wollen wir dann rein und in der Marina Im Jaich festmachen. Ich bin zwar nicht so der Marina-Fan, aber andererseits ist die Lage dort der perfekte Ausgangspunkt für einen Wattentörn morgen. Da soll nämlich noch weniger Wind sein, nämlich 0 Bft. Also raus in den Mittelpriel, trockenfallen, Austern sammeln und baden und mit der Flut dann weiter nach Fedderwardersiel. So ist der Plan.

An Großensiel sind wir im Moment dieses Getippes schon vorbei, Bremerhaven ist in Sicht. Es wird also wohl klappen. Was macht man – nautisch gesehen – an dieser Stelle? Klar, den Seefunk auf Kanal 69 mit Dual Watch Kanal 16 laufen lassen. Warum 69? Weil da die Schleuse Neuer Hafen funkt. Und da bekommt man vielleicht beizeiten mit, ob schon jemand anders in der Nähe angerufen hat oder ob man selbst zum Mikrofon greifen muss. Es reicht ja, wenn einer das macht. Das schont auch die Nerven des Schleusers.

Gleichzeitig laden jetzt auch Fotos und Filme vom Fotoapparat auf mein Handy, sprich Google Fotos, herunter und ich werde gleich noch das eine oder andere hier platzieren. Ansonsten wird es mir hier drin doch etwas zu warm. Ich hole mir ein kühles Wasser und löse Dorit an der Pinne ab. So der Plan im Moment.

Also, bis später. Werde vom Rest des Tages auch noch berichten! Gestern hatten wir übrigens stolze 101 Leser auf diesem Blog. Sicher auch unsere Nachbarin Ursel, die ich herzlich auf diesem Weg grüße und die ein wachsames Auge auf Haus und Garten hat. Prima.

Teil II: Bericht aus Bremerhaven

So, Microsoft Clipchamp Autocompose AI bastelt mir gerade einen Film aus meinen fünf clips von heute unterwegs. Bin gespannt, was dabei rauskommt! Hat sich nicht gelohnt. Alles Mist mit grausiger Musik. Hauptsache irgendwie anders, dass man nichts erkennt- das war wohl die Vorgabe. Nun habe ich selbst noch mal alles zusammengebastelt, oder wie man heute wohl sagt:

„DIY im Happy Place“

Mit AI wären wir aber heute auch nicht in die Schleuse Neuer Hafen gekommen, denn menschliche Schwäche hat mal wieder unendlich Zeit gekostet – für die Verursacher wie für alle anderen auch. Was ist geschehen? Nichts wirklich Schlimmes, aber eine Art von

Nachlässigkeit, die sich immer mehr ausbreitet wie ein Unkraut. Über Schleusenfunk konnte jedes Schiff mithören, dass um 14 Uhr ausgeschleust würde und dass ein Fahrgastschiff zuerst einlaufen würde, danach die Sportboote. Die „Geestemünde“ lief sogar schon bei Rot und vor der Zeit ein – auf Geheiß des Schleusers, der die Sache etwas flotter gestalten sollte. Dann meldeten sich diverse Sportboote, die augenscheinlich alle den Funkverkehr vorher nicht eingeschaltet und mitgehört hatten. Sollte man immer machen! Eine halbe Stunde vor Schleusung. Dann weiß man Bescheid und nervt nicht den Schleuser nach dem Motto: „Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von mir!“

Jedenfalls zog sich die Einfahrt in die Schleuse ellenlang hin, nachdem das Fahrgastschiff schon lange drin und fest war. Es waren mehr und mehr Sportboote, fast alles ziemlich dicke Motoryachten. Und jede dieser Yachten fuhr nur genauso weit in die Schleuse ein, wie es für die eigenen Bedürfnisse nötig schien. Kein Gedanke an die vielen anderen, die auch noch reinwollten! Und so musste der Schleuser wieder und wieder einzelne anpreien und auffordern, bis nach vorne aufzurücken. Das letzte Boot kam dann nicht mehr ganz rein, ein Meter fehlte. Da trat der Schleuser wieder in Aktion und alles wurde noch mal nachverdichtet – mit Erfolg. Aber es hat einfach nur gedauert, und zogen draußen im Strom Kreis um Kreis als

Zielhafen erreicht

Warteschleifen. Der Egoismus und die Unfähigkeit, ordentlich eine Schleuse zu befahren, nehmen immer neue Züge an. Wo haben die Leute ihren Sportbootführerschein gemacht?! Was für eine Erziehung haben sie genossen, dass es immer nur auf sie alleine ankommt und dass ihnen der Rest scheißegal ist? Ich wurde anders erzogen, Gott sei Dank (und das meine ich im wörtlichen Sinne auch)!

Aber eine kleine Belohnung gab es bei den zahllosen Warteschleifen im Vorhafen für uns dann doch noch: Wir konnten den Eisbären im Zoo am Meer sehen und einen Seelöwen, der durch eine Glaswand zu uns herabsah und dabei furchtbare Geräusche machte, die mehr an eine Hilti im Härteeinsatz in Beton erinnerten. Sehr eindrucksvoll.

So, und hier gibt’s jetzt einen Film von heute! Hier klicken!!!

So, und nun noch zwei Bemerkungen zum Schluss:

  1. Wir haben heute bemerkt, dass „Einparken“ in enge Yachthafenboxen besser geht, wenn man vorher beide Seitenschwerter fiert. Der erste Versuch endet nämlich in Drift, und zwar auf das Nachbarboot. Das konnten wir noch gut abdrücken, aber dann versuchten wir den zweiten Anlauf – dann auch erfolgreich – lieber mit beiden gefierten Seitenschwertern. Wie was gelernt…. Der Kahn braucht Speed, um ohne Schwerter nicht abzudriften. Aber wer fährt schon mit reichlich Gas in die Box? (Ich kenne da einen….)
  2. Morgen planen wir einen Wattentag. Der soll bei Sonnenuntergang in Fettsiel enden. Und vorher wollen wir mal so richtig und ganz im Mittelpriel trockenfallen. Wir sind gespannt und werden viele Fotos und Filmclips machen.
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Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

Ein Kommentar

  1. Hallo liebe Dorit und lieber Holger danke für die lieben Grüße von Bord das Haus steht noch der Garten könnte besser aussehen ( war ein Scherz) ich war heute mit Andreas und Anna am Unisee Bootfahren Baden und Stand up Padling war super Euch noch viel Spaß LG Ursel

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