Beim Anlegen helfen

Abnehmende Tendenz…

Hafenkino“ nennt man den Vorgang, wenn ein Boot in den Hafen einläuft und einen freien Liegeplatz sucht, um schließlich dort festzumachen. Normal nichts Aufregendes, aber es kann schnell „interessant“ werden. Wenn etwa starker Seitenwind herrscht oder es sich um eine unerfahrende Crew handelt (oft bei Charterschiffen zu beobachten) oder beides zusammenkommt. Manche Häfen sind per se schon ganz schön eng und nicht alle Boote lassen sich auf dem Teller drehen – die Langkieler lassen grüßen!

Hafenkino beim Anlegen

Dann wird es für die kaffeetrinkenden Liegeplatzinhaber unterm Sonnenschirm so richtig interessant. Man lehnt sich zurück und harrt der Dinge, die sich nun hoffentlich spektakulär entwickeln werden. „Hafenkino“ eben. Dazu braucht es immer zwei: den Akteur (einlaufendes Schiff) und den, der sitzen bleibt in Erwartung spektakulärer Ereignisse.

Das war früher etwas anders. Wann immer jemand in den Hafen kam und sich dem eigenen Liegeplatz näherte, um etwa die Box daneben anzupeilen oder zwei, drei Boxen weiter: dann sprang man auf und eilte hinzu, um Hilfestellung zu bieten. Leine annehmen, Schiff abbremsen und ein wenig passend drücken. Eigentlich eine – neudeutsch gesagt – „win-win-Situation“: Der Einlaufende kam ohne Schrammen und Schrecken in die Box und dem Helfer stellte sich das gute Gefühl der geleisteten Hilfe ein. Der Kaffee mag darüber zwei Grad kühler geworden sein, aber mit dem Hintergrund der guten Tat schmeckte er trotzdem noch gut.

Was ich heute aber gelegentlich an Trägheit und Desinteresse hingegen erlebe, das scheint mir ein weiterer Ausdruck des allgemein um sich greifenden Egoismus zu sein: „Hauptsache, ich liege gut und sicher in der Box! Soll der andere doch sehen, wie er das hinkriegt. Mir hat ja auch keiner geholfen!“

Leider verpasst dieser Mensch dann auch die Endorphine, die in seinem Gehirn wirken würden, wenn er über seinen egomanischen Schatten gesprungen und dem Einlaufenden in die Box geholfen hätte! Er hätte sofort ein besseres Gefühl und das wäre auch seinem körperlichen und seelischen Allgemeinzustand sehr förderlich. Engagement beflügelt nämlich auch die Seele. Viele Untersuchungen belegen das.

Vielleicht ist das damit gemeint wenn man sagt, eine geleistete Hilfe käme mannigfaltig auf einen selbst zurück. Meine Erfahrung ist das jedenfalls. Und Hafenkino gibt es trotzdem noch genug, wenn man’s denn braucht. Mir reicht es meist, mich an den irre belegten Klampen der Boote zu ergötzen…oder auch nur verschmitzt den Kopf etwas zu schütteln…