6. Tag Wattentörn (6.5.24)

So endete der 5. Tag und so beginnt der 6. Tag:

Die Flut kommt. Aber noch hat sie nicht alle Schlickberge überstiegen. Aber in einer Stunde rund werden wir aufschwimmen und auslaufen. Heute teilt sich die Gruppe: Dirk und Ralf werden mit ihrer „Nordlicht“ Richtung Jade über den Mittelpriel und Kaiserbalje laufen mit Ziel Hooksiel.

Onno mit seiner Varianta „Souris“ wird mit uns zusammen Richtung Bremen fahren, heute erst einmal nur bis zum „Neuen Hafen“ in Bremerhaven. Da holen wir Dieters „Hanni“ ab und laufen morgen um 10 Uhr durch die Schleuse, um die Flut Richtung Bremen zu nehmen. Das Wetter ist optimal, wie vorhergesagt. Sturm und Regen sind durchgezogen, die Sonne scheint. Noch ist es etwas frisch, was Bordhund Jette aber dem heißen Wetter vorzieht. Und ich auch.

Und so sieht es gerade im Hafen aus, während die Touristen noch schlafen oder frühstücken:

Das wird also ein ruhiger Kurztripp gleich. Darf auch mal sein, so richtig entspannt. Gestern noch hatte es dermaßen gestürmt, dass ich Sorge um meinen „Adenauer“ hatte. Der ist vergleichsweise groß und hängt an einem hohen, gebogenen Flaggenstock am Ruder hinter. Das bog sich alles ganz schön durch, hat aber durchgehalten.

So, Hund noch mal an Land für ein letztes „Geschäft“, dann legen wir ab und melden uns später wieder. Von Werner habe ich noch keinen neuen Krankheits-bzw. Gesundheitsstatus. Kommt aber sicher noch…

Teil II – aus Bremerhaven

Jette an Deck, aufgenommen kurz nach dem Anlegen in der Lloyd-Marina Bremerhaven. Es ist top Wetter, für mich fast schon zu warm und für Jette auch. Es „bliesen“ unterwegs 0-1 Bft Windstärken, zum Segeln zu wenig. Nicht nur für meinen Fünftonner, sondern auch für die Varianta. Alles lief wie am Schnürchen, obwohl es kurz vor dem Auslaufen noch einen heftigen Aufreger gab:

Der Vorstand vom Wremer Segel Club erwartete eine Baggerplattform, die sich mitten in den Priel legen würden und dann Baggerarbeiten für die nächsten Tage in Angriff nehmen würde. Alle Fischkutter dürften deshalb heute nicht auslaufen. Und siehe, da sah man am Horizont einen solchen Schleppverband und es kam leichte Panik auf, denn noch schwammen wir nicht ganz auf. Es waren noch einzelne kleine Schlickgebirge im Hafen zu sehen. Aber es war nicht der erwartete Schleppzug mit Bagger, sondern ein anderer, der munter weiter fuhr. Also dann entspannt abgelegt und wir haben uns von Dirk und Frank mit ihrer „Nordlicht“ bei Tonne W50 verabschiedet. Sie wollten nach Hooksiel, wir, wie gesagt, nach Bremerhaven. Die Weser war glatt wie ein Ententeich, der Bordhund genoss die ersten Sonnenstrahlen, legte sich auf die Cockpitbank und schlief durch bis zur Schleuse. Letztere ist wirklich sehr fix und nach Funk-Anmeldung stand uns das Tor schon offen. Keine Wartekreise, nichts dergleichen. Wirklich vorbildlich. Dann begann Dieter H. das Umräumen von Dralle Deern zurück auf Hanni, während ich am Steg gegenüber mit „Nordsee-Tom“ von Youtube ins Gespräch kam. Er hat seinen „Watt’n Segler“ dort fest liegen und wollte gerade Ölwechsel am Diesel machen. Das musste aber warten, weil er sich zuerst mit Bordhund Jette bekanntmachen wollte. Er selbst hat ja auch einen Parson Russel Terrier mit Namen „Rose“, der in vielen seiner Wattenmeer-Segelfilme zu sehen ist und gern Köpper ins Wasser macht. Einen Steg weiter liegt eine Doppelcrew vom WVR in Ritterhude, alte Bekannte.

Jetzt, in der Mittagszeit, ist es unter Deck im Vorschiff am kühlsten wegen der guten Durchlüftung. Da machen Jette und ich jetzt mal ein kleines Nickerchen. Eben habe ich noch eine Dose Erbseneintopf erhitzt und mit dem restlichen Frühstücksfleisch veredelt und genossen. Gut und reichlich. Noch mehr, als Werner mir schon immer auftischt! Und wenn ich gleich aus dem Schlummer hochschrecken sollte, dann vermutlich deshalb, weil Onno nebenan auf seiner „Souris“ („Mäuschen“) es endlich geschafft hat, sein Funkgerät auf DSC umzustellen und mir einen digitalen request gesendet hat. Da stehe ich dann senkrecht in der Koje, wenn der Alarmton erschallt. Senkrecht in der Koje geht aber bei der Drallen Deern nicht, vielmehr Beule am Kopf ist dann angesagt bei flacher Decke.

Morgen wollen wir um 10 Uhr schleusen und dann in einem Zug bis Ritterhude durchfahren. Vorher wird bereits der Mast gelegt, die Fender optimal gehängt und Anlege-Leinen werden optimal für Einmannbetrieb angeschlagen und positioniert. Das müsste klappen.

Unterwegs, wenn wir vom Hunger übermannt werden, können Jette und ich uns die letzte Fleischwurst beschauen. Getränke sind noch genug an Bord. Hilfreich wäre dann ein Autopilot, jedenfalls ein grober. Vielleicht fällt mir heute Abend noch eine vorläufige Installation dazu ein… besser als nichts… auch, wenn man mal muss…

Und immer schön mit Rettungswesten, Herrchen und Hund, lieber Horst, der Du darauf zu Recht großen Wert legst! Wir Seenotretter wissen leider, wie viele Opfer es ohne Westen gegeben hat, die heute noch leben könnten, wenn sie nicht so seglerisch überheblich oder faul gewesen wären.

Hauptpirat Heumer beim Steuern der Drallen Deern querab vom Containerterminal auf der Außenweser. Neben ihm ein seelenruhig schlafender Bordhund im Sonnenschein, ebenfalls mit Rettungsweste.

Ein letzter Hinweis für alle Werner-Besorgten: Es gibt leider noch keine Besserungsmeldungen. Aber wir sind immer noch in Kontakt und bleiben informiert und wünschen baldige Besserung, lieber Werner!

Alsdann, bis später – oder morgen….

Teil III: Abendstimmung

Ein schöner Tag geht zuende. Onno und Dieter waren Pizza-Essen gegangen, ich war noch satt vom Erbseneintopf. Habe einen langen Spaziergang mit Jette auf dem Weserdeich gemacht.

Danach einen starken Ostfriesentee getrunken und mit Dieter und Onno an Bord bei mir geklönt. Dieter wurde müde, Onno und ich klönten weiter, vom Ems-Jade-Kanal bis zu BMW-Motorrädern. Jetzt ist Onno im Dunkeln noch los mit zwei 5-Liter-Kanister zur Aral-Tankstelle, um noch Sprit für morgen zu holen. Die sieht man an der blauen Leuchtreklame jetzt sehr gut von hier aus. Jette hat sich ins Körbchen verzogen und träumt den schönen Tag noch mal durch. Alleine mit Hund hat man hier riesig Platz an Bord. Mal sehen, wie es ist, alleine mit dem Schiff durch die Schleusen zu fahren. Aber ich sehe das ganz unaufgeregt, denn in der Ruhe liegt die Kraft, vor allem bei einem 5 -Tonnen-Plattbodenschiff, das ich inzwischen ganz gut im Griff habe. Der Rest ist organisatorische Vorbereitung. Und schließlich sind wir mit drei Booten auf dem Rückweg, und da sind dann immer zwei zur Stelle, wenn mal wieder was Unvorhergesehenes passiert. Was ja gut zu diesem Törn passen würde, dessen Anfang ja reichlich davon präsentierte.

Hier noch mal ein kleiner filmischer Eindruck vom Abend im Hafen -und der Aral-Tankstelle am Horizont.

Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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