4. Tag Wattentörn (4.5.24)

Es wendet sich alles zum Besseren…

Erstens das Wetter. Die Sonne scheint, es geht nur ein leichter Zug, aber es wird nicht so tierisch warm. Und es ist nicht mehr so grau und verhangen wie gestern.

Zweitens der Bordhund Jette. Sie entwickelt sich nach einigen Yachhäften dank entsprechender Gene augenscheinlich zu einem top Grillstätten-Kontroll-Hund. Mit besonderem Nasenmerk auf Grillhütten. Die waren schon früher sehr beliebt – bei meinen Jugendlichen. Die schoben dort gern Bänke und Tische zusammen, rollten ihre Schlafsäcke aus und schliefen dort in Gemeinschaft und trocken, wenn es draußen schüttete. Besser als alleine unter der Persenning. Und dieser einmalige Sound, wenn dicke Regentropfen auf das Wellblechdach der Grillhütte hämmern! Jette tritt in ihre Spuren, nicht beim Übernachten, eher beim Kontrollgang, den ich früher immer am nächsten Morgen zu vollziehen hatte, ob auch alles wieder seine Ordung hat. Damit wir wiederkommen dürfen. Jette kontrolliert mehr in eine andere Richtung: ob auch alle ihr Fleisch mitgenommen und nicht etwa hier liegengelassen haben. Gefunden hat sie noch nichts – möge es denn so bleiben. Aber der Geruch…

Heute hat Jette mal Lust auf einen „ausgedehnten Spaziergang“ gehabt. Eine Sache, die ihr sonst eher nicht so entgegenkommt. Bei Sonnenschein rund ums Großensiel. Ich habe so davon geschwärmt, dass Dieter jetzt unseren Spuren folgt und auch mal den Rundgang macht.

Drittens die Truppe, die sich endlich fand zur Flotille. Das sind Dieter, Onno, Dirk und Ralf. Gestern hatten wir nach der Mast-Orgie noch eine Besprechung bei uns an Bord. Bei einer Flasche „Primitivo“, einem Bier und Wasser. Eine Truppe von absoluten Individuen. Alle mit reichlich Segelerfahrung, aber alle auch scharf darauf, mal einen Schlickhafen anzulaufen, im Watt zu ankern oder trocken zu fallen oder gar mal eine Nacht im Watt zu verbringen (mit Hund an Bord schlecht, fällt mir ein, außer bei Sandwatt und hohem Trockenfallen. Mal schauen, ob das geht….).

Ralf und Dirk waren eben mit den „Brötchenrädern“ des Nachbarvereins bei Aldi in Nordenham (2,5km von hier) und haben uns frische Milch und wohlriechenden Weichspüler mitgebracht. Letzteren brauchen wir nicht für uns selbst, sondern für das Chemieklo. Er ersetzt die Chemikalien, die nicht so umweltfreundlich sind und leistet dieselben Dienste und riecht ebenso gut. Was man bei Youtube nicht alles lernen kann!

Onno bastelt am Boot und am Mast. Er hat eine komplette Werkstatt mit, riesige Solarzellen und Tauwerk ohne Ende in allen Durchmessern. Letzte Nacht musste er sich unter Deck eine Schneise bahnen, wohin er sein Haupt betten konnte. Ich sage ja: alles Individualisten! Aber nette. Und er überlegt, mit uns zum Schluss die Weser raufzusegeln bis Juliusplate Berne. Den Verein findet er gut und will vielleicht sein Boot dorthinlegen, das bisher am Zwischenahner Meer lag.

So, Jette liegt im Körbchen und schläft. Ich tippe, damit die erste Fuhre für heute online gehen kann. Und habe immer noch nicht meine Morgenpfeife geraucht! Was für ein Wochentag ist heute eigentlich? Man denkt nur noch in Hoch- und Niedrigwassern…

Und nun Teil II des Tagesgeschehens:

Während ich diese Zeilen tippe, liegen wir schon seit 3-4 Stunden vor Wremen – trockengefallen im Anfang des Hafenpriels. Wir haben Wattwanderungen hinter uns und sogar Bordhund Jette war im Watt, das leider nicht aus Sand bestand. So habe ich sie getragen, bis der Boden etwas fester wurde und sie sich erleichtern konnte.

Der Wind, der uns per Segel hierher treiben sollte, schlief schon in Großensiel ein. Ententeich. Und warm. Jetzt gerade regnet es und es hat sich abgekühlt. Erleichterung, auch beim Bordhund. Die beiden anderen Boote (mit gemäßigtem Kiel) sind auch trockengefallen und lagen so bei gut 30 Grad Schräglage im Watt. Alle haben ausgedehnte Spaziergänge gemacht und sind begeistert von dieser Erfahrung. Ich denke, wir legen morgen in Wremen mal einen Pausentag ein.

In jedem Fall hat Onno seine Variante segelklar bekommen und allein deshalb hat sich schon für ihn die Anreise und der Törn gelohnt. Auch Dirk, der die weiteste Wattenwanderung wagte, um sich den Prielverlauf und die Beprickung genauer anzuschauen, ist begeistert von dieser Erfahrung. Also: Sinn der Veranstaltung schon mal erreicht. Gut so.

Und dann fragen manche von Euch, wie es denn dem armen Werner geht?! Er lässt sagen: bescheiden, aber er wird überleben! Er braucht noch etwas Durchhaltevermögen, weniger Hafermilch und mehr Kotletts und Speck, um wieder richtig auf die Beine zu kommen. Natürlich aus Haltungsform 1a, denn keine andere passt zu ihm! (Oder heißt die „4“? Dorit wird mit mir schimpfen ob dieses Unwissens…)

Wir hoffen jetzt auf baldiges Einlaufen in Wremen. Mein Plan besteht darin, nach einem Pausentag dort über HW am Montag nach Fettsiel rüber zu segeln, damit die das auch mal erleben. Und dann zurück nach Bremerhaven, um Dieters Boot zu holen. Und am Mittwoch in einem Zuge dann bis Ritterhude durchziehen. Notfalls mache ich das alleine – muss ja, oder? Jemand hier, der mein Decksmann sein will von Brhv nach Ritterhude? Dann bitte melden.

Fotos später, wir müssen Anker auf!!!

Teil III des IV. Tages:

Gute Nachricht: Wir sind drin! Wir sind sehr früh in den Priel eingelaufen, als ein winziger Krabbenkutter an uns vorbei in den Priel gefahren ist. Dieter war der Meinung: Dann passt es auch bei uns. Also haben wir den Tee mit Rum im Nirobecher stehen gelassen und den Diesel angeworfen. Ging gut, bis auf einen kurzen Stopp auf einem „Hügel“ unter Wasser. Wir waren sogar noch vor dem kleinen Kutter im Hafen. Allerdings passt es bisher nur an der Pier, wo die großen Fischkutter liegen. Die Plätze vom Verein gegenüber liegen alle noch hoch und trocken. Da müssen wir nachher dann hin verholen. Für unsere breite Deern bleibt nur ein Platz, wo man mit drei Metern Breite auch reinpasst. Mit einer gewaltigen Kuhle mittendrin und eine Alpenberg von Schlick davor. Egal, wir bleiben morgen und übermorgen verholen wir so, dass wir schnell rauskommen.

Kaum war die Dralle Deern am Kai fest, kletterte Dieter die Leiter hoch, um an der Bude noch was Essbares zu besorgen. Ich wuppte Jette auf die Kaimauer und kletterte hinterher. Sie legte richtig los und kackte erst einmal vor den „Kleinen Preußen“-Leuchtturm. Da war aber keiner und ich hatte die passenden Beutel passend. Dann wurde jeder Kutter von Land aus beschnüffelt und alles gebührend „markiert“. Dieter kam nicht mit Fish and Chips zurück, sondern „nur“ mit Fischbrötchen. Der Rest war „aus“….

Und jetzt sitzen wir gemütlich in unserer Kajüte, essen Fischbrötchen und trinken das legendäre „Perlenbacher“ Pils. Onno hat die Fischbrötchen spendiert, Werner das Perlenbacher. Dank den beiden! Gleich müssen wir aber noch in freie Boxen gegenüber verlegen. Bordhund Jette fühlt sich besonders wohl in vollen Kajüten! Sie hat alle freundlich begrüßt, sich dann in ihr Körbchen mit Kajütblick zurückgezogen und hat alles gut im Blick.

Und weil ich noch ein mit den Jungs klönen will, hänge ich jetzt einfach mal ein paar Fotos an.

Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

4 Kommentare

  1. Moin Holger! Wie geht es Werner? Und was hat der Schnack gestern Abend ergeben, wie es weiter geht? Munter bleiben! Gruß Horst

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert