7. Tag Wattentörn- Finale

Der lange Schlag zurück

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Nacht war kalt. So frisch, dass ich nach einer Weile des Zitterns zur ultimativen Lösung schritt: Ich wuppte die Bordhund-Heizung in meine Koje! Und dann wurde es sehr schnell kuschelig warm, was augenscheinlich nicht nur mir gut bekam. Allerdings auch etwas eng, aber nichts hat eben nur Vorteile.

Und der Bordhund zeigte am Morgen um halb sieben ein klares, für mich neues Verhalten: Er sprang aus der Koje, fiepte leise ein paarmal, und kletterte ansatzweise die Stufen zum Cockpit hoch. War das ein Zeichen oder bloß Langeweile? Darm oder Dödelei? Blase oder Blödsinn? Ich öffnete die Kajüttür und Jette sprang wie ein junger Hund erst ins Cockpit, dann auf die Cockpitbank und sofort weiter auf Seitenlauffläche hin zum Bug der Drallen Deern und blickte dabei immer zum Stegausgang. Das war klar. Also schnell die Schuhe an, Leine geschnappt und hinterher. Stegtür auf und sie zischte Richtung Wiese, um sich zu erleichtern. Bravo! Und es hatte sich „gelohnt“, was dann per roter Tüte zu entsorgen war.

Danach haben wir gefrühstückt, den erwachenden Onno ebenso wie Hauptpirat Heumer begrüßt. Ein wenig aufgeklart und dann entschieden, den Mast doch erst in Grohn zu legen und nicht schon hier. Für die Pinne lege ich mir gleich noch eine primitive seilgesteuerte Pinnenarrettierung zurecht, damit ich mal eben auf weiter Wasserfläche nach vorn gehen, und die Fender hochwuppen oder eine Leine klarieren kann. Auf längere Sicht werde ich doch über die Anschaffung eines (starken) Pinnenpiloten nachdenken. Das gibt Freiheit und Sicherheit.

Nun schläft der Bordhund wieder und mache leichte Aufräumarbeiten, unterbrochen durch diese Tipperei. Zwischendurch trudelt die eine oder andere Anfrage oder Anmeldung zum nächsten Seefunkkurs ein. Hauptpirat Heumer wird auch dabei sein und lernt schon fleißig englische Funkvokabeln. So ein Leben als Schwarzfunker ist zwar auch spannend und besser als gar kein Funk, aber eben doch nicht die beste Lösung.

Neue Fotos habe ich noch nicht und auch sonst keine vermittelnswerten Neuigkeiten. Also mache ich erst mal Pause. Natürlich hoffe ich, dass es Werner wenigstens heute besser geht! Jedenfalls denken wir oft an ihn und sprechen von ihm. Sollte das zur Besserung beitragen, umso besser. Also, liebe Fans dieses Blogs: Geduldet Euch, ein finaler Bericht folgt später am Tage. Gewiss nicht während des Törns, denn da muss ich pausenlos an der Pinne sein. Und damit es nun nicht ganz ohne Fotos endet, hier noch mal eine Galerie von Fotos des bisherigen Törns:

Teil II, an Bord im Heimathafen getippt:

Das war meine Ration für die lange Heimfahrt! Ganz solo, nur mit Bordhund, also „Einhundsegler“. Da muss man vorbereitet sein und dennoch ist manches schwierig. Etwa, wenn das Handy irgendwo in der untersten Kleidungslage steckt, dann kommt man so schnell oder überhaupt nicht ran. Oder wenn in den Schlepperwellen das Wurstglaus umfällt, das nicht ganz dicht war, und das Wurstwasser sich über die Pfeifentasche ergießt und die Filter sich vollsaugen:

Aber „Kommodore“ und Bordhund haben den Törn gut überstanden. Das allein zählt. Obwohl es am Ende keine Gruppenfahrt mehr war, was bei Einhand-Leuten ja vielleicht besonders wichtig gewesen wäre. Onno wollte noch segeln und blieb dann natürlich zurück. Aber er ist ja eh Überlebenskünstler und ihn haut nichts um, oder? Eigentlich wollten wir in Grohn den Mast legen. Dann aber entfernte sich Dieter kraft seines Bären-Diesels immer weiter, bis ich ihn erst aus den Augen und dann aus dem Funk verlor. Bei mir Hilfsantenne, bei ihm Handfunke: das schlägt das alte Gesetz voll durch, dass sich UKW-Wellen „quasioptisch“ ausbreiten. Wie der Blick. Und wenn einer nicht mehr zu erblicken ist, dann auch nicht für UKW-Wellen. Dann wurde Jette etwas unruhig, ich tippte auf volle Hundblase. Beim U-Boot-Bunker. Erst wollte ich einfach auf den Sandstrand gegenüber auflaufen, aber dann fiel mir ein, dass bei Juliusplate Berne bei HW viel Platz für Manöver und oftmals helfende Hände vor Ort sind. Und so fuhr ich dort rein und genauso war es auch. Hund raus, dann in Minuten Mast gelegt und noch Segler Onno angekündigt. Da auch der Bootswart vor Ort war, sollte es keine Schwierigkeiten, auch nicht mit einem Saisonplatz, geben. Mit gelegtem Mast gab es dann gar keinen Funk mehr.

Wir haben es, auch dank der schnellen Ritterhuder Schleuse, in der geplanten Zeit bis an den heimischen Steg geschafft. Und einhand in meine kleine Lücke zwischen zwei fette Motorboote anzulegen, das hat auch geklappt. Der eine Eigner war zwar an Bord, rührte aber keinen Finger, um zu helfen. Auch eine seltsame Einstellung im Wassersport. Aber wehe, ich hätte sein Traumschiff gestreift…

So, jetzt packen und ein wenig säubern und dann kommt Frauchen und holt uns ab. Eine kleine Liste von anstehenden kleinen Arbeiten ist auch entstanden, am wichtigsten die verbesserte Antenne. Ohne Kommunikation ist alles Mist, oder?

Nachher, zuhause, werde ich dann die vielen Rohdaten an Fotos und Filmen überspielen und erst mal grob sortieren. Dann geht es ans Bearbeiten und Schneiden. Und irgendwann in den nächsten Tagen steht dann hier ein Link für den Film.

Dann bis bald mal wieder und Horst vielen Dank für die AIS-Rückmeldungen, minutengenau! Werner weiter gute Besserung. Es scheint in die richtige Richtung zu gehen und ich habe auch noch 30 Euro für ihn – er weiß wofür.

Auch Jette lässt grüßen (behaupte ich einfach mal….)!!!

Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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