Mast legen im Sturm

…aber genau in Windrichtung…

Einmal musste der Mast aus technischen Gründen noch mal runter. Es sollte ja noch eine Seefunkantenne „nach oben“ und ein neues Toplicht musste auch installiert werden. Bis jetzt war da nur eine nackte Glühbirne, deren Gehäuse wohl irgendwann / irgenwie verloren gegangen sein muss – vor meiner Zeit.

Inzwischen beherrsche ich die vielen Fallen und sonstigen Leinen rund um den Mast doch so gut, dass ich den Mast auch ganz alleine legen konnte. Runter hilft die Schwerkraft und es hakt auch nichts irgendwohinter fest. Bei Stellen des Mastes muss immer jemand die „Haker“ schnell beseitigen, und deren gibt es immer drei bis fünf. Da aber Dieter just am Abend erschien, um bei seiner „Hanni“ im Sturm mal nach dem Rechten zu schauen, hatte ich gleich den benötigten Helfer zum Maststellen.

Aber der Reihe nach:

Funkantenne im Mast ist ein doppeltes Problem:

  1. Ganz on Topp geht nicht, weil da nur Holz und Verklicker sind. Und die Antenne muss an Metall, der Abstrahlung wegen. Also blieb nur die eiserne Querstrebe, wo die Blöcke für die Wimpel-Leinen dran- geschäkelt sind. Dann ist nach oben zum Verklicker aber nicht mehr genug Höhe für eine full-size Antenne von ca. 1m Länge. Also musste die Kurzform her, ein Kompromiss. Denn weniger Länge ist – mal physikalisch verkürzt dargestellt – auch weniger Abstrahlung. Aber weniger Abstrahlung oben im Mast ist immer noch um Etliches besser als normale Antenne unten an der Baumstütze – in einer Höhe wie bei einem Motorboot. Dafür habe ich dann besseres Koax-Kabel verwendet mit weniger Dämpfung und mit besseren Steckern für weniger Durchgangsdämpfung.
  2. Das Kabel und sein Weg nach unten ist das zweite Problem. Da ist nämlich kein hohler Mast, dessen Hohlraum man für das Kabel nutzen könnte. Und draufnageln will man das schließlich auch nicht, zumal da die Großsegelvorlieksrutscher langlaufen. Also, wie beim Kabel für die Toplaterne: Am Wand herunterführen und in engen Abständen mit Kabelbindern am Want fixieren. Gesagt getan. Sogar im Sturm konnte ich mit dem Gaslötkolben noch den Mittenkontakt vom PL-Stecker an Deck löten! Hätte ich nicht gedacht!

Funk ist nun also komplett. Nur die „Stehwelle“ (Verhältnis von vorlaufender und rücklaufender Leistung in Kabel und Antenne) ist noch sehr schlecht, was aber nicht an der heutigen Installation liegt. Das war auch bisher schon der Fall und ich vermute das in der Kajüte verlegte Kabel als Fehlerquelle. Das werde ich morgen mit einem anderen Kabel überbrücken und mal sehen, was dann passiert. Vermutlich eine Kleinigkeit, ein unsauberer Stecker oder sowas. Mwim= Morgen weiß ich mehr.

Bei Verbinden des vorhandenen Stromkabels im Masttopp mit den Anschlussdrähten der neuen Top-Leuchte habe ich heute mal eine geniale Kabelverbindung eingesetzt. Sie besteht aus Schrumpfschlauch mit eingelagerter Lötzinnperle. Man steckt die abisolierten Kabelende beider Kabel von je einer Seite hinein, drückt sie kräftig mit den Litzen ineinander an der Stelle, wo der Lötzinnring sie umschließt. Und dann mit Heißluftpistole oder Pfeifenfeuerzeug draufhalten: der Schrumpfschlauch schrumpt und klemmt die Kabel fest und nach einer Weile schmilzt das Lötzinn und verzinnt die Kabel unterm Schrumpfschlauch!

Ich hätte geglaubt, dass der Schrumpfschlauch den Hitzetod stirbt, ehe das Zinn flüssig wird. Dem ist aber nicht so. Aber nahe dran. Also nichts für Grobmotoriker… Das ist nun verlötet, geklemmt und wasserdicht in einem einzigen Arbeitsvorgang. Von diesen Kabelverbindern kaufe ich noch mehr. Es gibt sie in verschiedenen Durchmessern für dünne bis dicke Kabel.

Ich fasse zusammen:

Alle Posileuchten brennen, wie sie sollen. Das hat gedauert! Immer waren die Kontakte der Decksdurchführungen vergammelt und brauchten Generalüberholung, mal hatten die Leuchtmittel einen Wackler und mal fehlte sogar ein Anschlusskabel. Alles erledigt jetzt, bereit zur Fahrt „bei unsichtigem Wetter“!

Und der Mast steht auch wieder. Ging richtig schon viel leichter und schneller diesmal. Das freut mich besonders. Es entwickelt sich eine erste Routine, verbunden mit kleinen Optimierungen jedes Mal. Und so steht die „Dralle Deern“ nun wieder in voller Pracht mit Funkantenne und Toplicht im Masttopp im Sturmwind und der lange Verklicker weht so richtig schön aus… Ein tolles Bild!

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Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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