Sprachverwirrungen

Alles begann in Babel

Und zwar genau, als Gott den Turm von Babel einstürzen ließ.

Gott hat nichts gegen Türme, auch nicht, wenn sie ganz hoch sind. Sein Zorn samt Einsturzreaktion richtete sich nicht gegen die Hochbauingenieure von Babylon, sicher die Besten ihrer Zeit. Sein Zorn richtete sich gegen ihre Auftraggeber und deren Motivation für den Mega-Turm: Sie wollten sein wie Gott selbst!

Was darauf folgte, das fasste der Volksmund später in diesem Merksatz für alle Zeiten zusammen: „Hochmut kommt vor dem Fall!“

Und damit die Gottgleichseinwollenden auch ihre Lektion lernten, gab es nicht nur eine Menge Schutt zum Wegräumen, sondern man verstand sich plötzlich auch nicht mehr. Die Babylonier redeten wie in unterschiedlichen Sprachen miteinander und niemand verstand den anderen. Seitdem spricht man von „Babylonischer Verwirrung„, der Volksmund ohne Bachelor- oder Masterabschluss nannte es einfach „Bab(b)eln„.

Bekanntermaßen sind Gottes Mahnungen immer nur von kurzem Erfolg gekrönt, dann kommen die nächsten Oberschlauen an die Macht und nutzen dieselbe für die falschen Dinge. Irgendwann steigt sie ihnen in den Kopf, sie verlieren komplett ihre Bodenhaftung und beginnen sich selbst an die Stelle ihres Schöpfers zu setzen. Und dann geht das Spiel wieder von vorne los. Die Menschheitsgeschichte legt davon endloses Zeugnis ab.

Neuerdings werden solche Machenschaften sogar demokratisch verbrämt. Als hätte sich das Volk ohne Abi und Master dafür entschieden, nun mal bewusster, gerechter und einfühlsamer zu sprechen. Auch die Kulturen anderer Menschen dürfe man sich nicht mehr „aneignen“. Vorbei die Zeiten, als wir zum Fasching als Indianer, Cowboys, Türken oder Zigeuner verkleidet erschienen. Vorbei auch die Zeiten, in den wir uns unbekümmert und voller Freude auf den nahen Genuss Negerküsse, Zigeunerschnitzel und Matjes mit Hausfrauensoße bestellen durften.

Ja, Sprache verändert sich. Aber nicht durch ordre mufti, also von oben, sondern von unten. Ganz langsam, aber sie verändert sich. Weder der Installateur noch die Kassiererin oder die Reinigungsfachkraft (wir sagten früher unbekümmert Putzfrau) wären je auf die Gender-Idee, besser Ideologie, gekommen. Es war schon gruselig genug, vor Ausbruch der allgemeinen Genderei die Veränderungen an den Stellenanzeigen zu lesen! Lesen konnte man sie eigentlich gar nicht mehr, diese künstlichen Sprachgebäude, vorlesen schon garnicht. Die zahmen und noch lesbaren Varianten kamen mit einem nachgestellen „m/w“ daher. Das reicht heute nicht mehr, denn es fehlen die „Diversen„. Und für die werden hier und dort schon extra Toiletten eingerichtet – in Zeiten, wo man sich besser erst mal um die Hygiene an den bisherigen auf zwei Geschlechter ausgelegten Toilettenanlagen auf Autobahnparkplätzen kümmern sollte.

So macht man nun mit Inbrunst Texte unlesbar, fügt seltsame Zeichen (: / _) in die Wörter ein und macht seltsame Knackslaute dazu beim Aussprechen. Damit werden dann Frauen (darf man das eigentlich noch sagen, denn ich habe kürzlich gehört, „Frauen“ würden jetzt durch „Menstruirende Personen“ angemessener bezeichnet) und die Diversen gefördert, aus dem Elend ihrer Existenz herausgeholt. Bravo. Aber die Sprache geht dabei leider vor die Hunde. Solche Opfer müssen vermutlich gebracht werden, denn mit jedem Knacklaut fühlt sich ein Diverser besser und jeder bewussten zusätzlichen Aufzählung der weiblichen Form atmen die Vertreterinnen dieses Geschlechts auf und saugen den Odem der Befreiung ein. Und „Mutter“ und „Vater“ werden sich schnell daran gewöhnen, dass sie in amtlichen Formularen inzwischen als „Elter 1“ und „Elter 2“ gemeint sind.

Die Krönung steht kurz bevor: Demnächst werden sich Menschen ab 16 Jahre einmal jährlich für ein (anderes) Geschlecht entscheiden können. Das wird interessant werden in den Saunen der Nation und in den Sport-Kadern.

Zur Sprachverwirrung gesellt sich die zeitgeistinfizierte Entfesselung von Biologie und allgemeinem Wertegerüst.

Gott wird grübeln. Hoffentlich muss nicht erst wieder ein vom Geist der Überheblichkeit geplanter Turm unter Krachen zerbröseln. Und dann versteht wieder keiner keinen mehr.

Das wäre sehr schade, auch für diesen Blog…

Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

Ein Kommentar

  1. Besser hätte man die derzeit um sich greifende geistige Verwirrung durch Sprach-Gendisierung und damit einhergehende Verhunzung der deutschen Sprache nicht beschreiben können!
    Bedenklich ist aber diesbezüglich auch der vorauseilende Gehorsam gegenüber diesen Gender-Ideologen, seitens Politik und Pressemedien.

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