3. Tag Wattentörn (3.5.24)

Nichts ist kreativer als Wassersport!

Warum? Weil ständig alles anders kommt! Die Planung von gestern ist heute Wind von gestern. Heute beispielsweise wurde Werner so krank wach, dass er abgeholt werden musste. Fieber kennt kein Erbarmen an Bord. Conny, selbst niedergeschlagen mit Schnodderseuche, holte ihn eben ab. Jetzt galt es umzudisponieren. Wir wählten die einfachste Lösung: Dieter lässt seine „Hanni“ hier liegen bis zur Rückfahrt und steigt auf die „Dralle Deern“ über. Allein seine großen Kästen, in die er seine Klamotten verpackt hat, stehen dem derzeit noch etwas im Wege. Jetzt packt er um in kleinere, flexible Behältnisse. Flexibilität ist es unterm Strich, die den Wassersport möglich macht! Deshalb verweigere ich auch stets Antworten auf Fragen wie: „Wo werden wir nächste Woche Mittwoch sein?“. Keine Ahnung. Hier, oder dort, oder ganz woanders. Je nach dem.

Nun habe ich leider noch keine neuen Fotos. Die kommen später. Werner ist auf dem Heimweg, der Bordhund hat sich schon zweimal erleichtert und fühlt sich immer noch wohl und dem neuen Vorschoter muss ich noch erklären, dass nur einer an Bord für die Hundeführung zuständig ist. Und für die Navigation. Und überhaupt für alles… Dann machen wir Sicherheitstraining vor dem Auslaufen:

Wo ist was? Wie starte/stoppe ich den Diesel? Wie geht der Funk?

Ansonsten wird alles gut werden. Das Wetter ist prima. Nicht so heiß wie gestern, aber sonnig mit etwas Wind. Vermutlich werden wir den Törn um einen Tag verkürzen, auch um noch höhere Liegegelder für „Hanni“ beim ImJaich zu vermeiden. Außerdem hat „Hanni“ eine Leckage, Öl und Wasser, und Dieter wäre heute nach Hause gefahren, wenn sich nicht der Crewwechsel ergeben hätte, um das zu klären und zu beseitigen. Verständlich. Aber so geht es ja auch.

Heute fahren wir weserabwärts bis zum Mittelpriel (wo die Pricken eingezeichnet sind) und fallen am Wattenhoch trocken (auf der Karte grün, am Knick). Mit halber Flut geht es dann weiter nach Fedderwardersiel, heute unser Ziel, das wir abends erreichen werden. Ein echter Zick-Zack-Kurs durchs Wattenmeer – mit Trockenfallen. Aber genau das wollten die „Neuen“ im Watt ja kennenlernen! Und der Bordhund kann mal auf der Sandbank toben…

Und wieder kommt es anders…

Dieser Törn wird in die allgemein und spezielle Törngeschichte als der Pannen-, Pech- und Pleitentörn eingehen! Kein Tag, an dem nicht was anderes passiert, als geplant! Und das geht heute Mittag auch genauso weiter!

Nachdem der kranke Werner von seiner kranken Conny abgeholt worden ist, nachdem Dieter umgestaut hat auf Dralle Deern, und nachdem die beiden anderen Boote endlich zu Wasser, bzw. bemastet waren, passierte dann Folgendes:

Wir wollten alle um 12 durch die Schleuse(n). Dralle Deern aus dem „Neuen Hafen“ und die beiden anderen aus dem Fischereihafen. Aber kurz vor der Schleuse fing sich die LM27 eine unsichtbar treibende Plastikplane im Propeller ein und war schlagartig manövrierunfähig. Die kleine Varianta musste herangerufen werden, um Schlepphilfe zu geben. Das klappte, aber die Schleusung erfolgte ohne sie. Dafür musste Dirk mit Messer zwischen den Zähnen ins kalte Wasser steigen, um die Plane zu schlitzen. Was auch gelang.

Derweil waren wir mit der Drallen Deern in die Geeste eingelaufen. Aber kein Anleger nirgendwo, um zu warten. Dafür viele Binnenschiffe überall. Wir machten in unserer Not dann am Tonnenleger fest. Störte niemanden, war aber verboten. Und das bekamen wir dann eine halbe Stunde später auch amtlich mitgeteilt von einem Wachdienst. Auch der Hinweis auf Notfall half nur, bis die anderen beiden aus der Schleuse kamen. Was nun?

Zu spät für Fed.siel. Wieder einschleusen? Wollte auch niemand. Dann also – gegen die Tide – nach Großensiel in den nächste Hafen (zurück). Und da tuckern wir jetzt noch immer, mit 2,3 kn über Grund… Aber kein Seegang, immerhin. Der Bordhund schläft und träumt von Frikadellen…

Dieter steht am Ruder und sinniert über Pinnendruck auf Plattbodenschiffen. Ich tippe. Fotos konnte ich nur wenige machen. Nur eines, und das kommt jetzt. Mehr nachher, was auch immer beschlossen werden mag: die Tour wird einen anderen Verlauf nehmen als geplant… die Zeit läuft… tempus fugit, Johann Sebastian….

Mast hoch auf Varianta 65!

3-4 hochkompetende Männer plus ich im Hintergrund als gelegentlicher Zulieferer von Schrauben und Sicherungsringen haben jetzt den Mast der Varianta gestellt. Es scheint eine Urauffführung gewesen zu sein, denn es hat ziemlich lange gedauert. Unsere Besprechung an Bord der Drallen Deern verschiebt sich dadurch weiter nach hinten, macht aber nichts. Sie kommt.

Hier ein paar Eindrücke vom Maststellen:

Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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