2. Tag (2.5.24) Wattentörn

Bericht von der Westfront und aus dem Krankenlager

Fangen wir mal mit den guten Nachrichten an, damit sie nicht vergessen werden:

Jette und ich haben gut geschlafen. Sie hat auch schon gefrühstückt und den ersten Kotbeutel an Land gefüllt. Ich noch nicht – und Werner auch nicht. Dafür haben wir Dieter mit heißem Wasser versorgt, denn sein Wasserbereiter hat gestern den Geist aufgegeben. Mit dem Geist ist es freilich so eine Sache, vor allem, wenn nichts nach Plan läuft. Von der unangepassten Funkantenne bis zur ungeheilten Krankheit von Werner und der ungeöffneten Schleuse im Oldenburger Westen. Aber an letzterer tut sich nun was. Mit Glück kommt die LM27 bald schon durch und fährt dann gegen die Tide die Hunte runter. Macht man auch nur, wenn irgendwas nicht anders zu lösen war.

Werner liegt immer noch meist in der Koje. Den Schüttelfrost konnte er dank dreier Pulloverlagen letzte Nacht einigermaßen in Grenzen halten, aber sein Infektions-Gesamtzustand ist nicht besser geworden. Deshalb tippe ich jetzt hier auch schon vor dem Frühstück und habe auch schon den Tee selbst gekocht. Alles mit Ruhe und Weile heute.

Wir sind eine fahrende Krankenstation, aber mit dem Flair einer Aufbau-Kur. Und weil wir nicht wissen, wie sich alles weiter entwickelt, von der Hunte bis zur Krankenkoje, legen wir heute mit halber ablaufender Tide ab und verlegen zur Luxus-Marina ImJaich in Bremerhaven. Kann man schon sehen von hier aus. Das kostet zwar Liegegebühren, aber vieles wird dadurch besser: Erstens tidefreier Zugang zu jeder Zeit. Zweitens ist Dieter glücklich, weil er diese „Location“ liebt. Und drittens sind wir flexibel in zwei Richtungen: einmal, wenn es bei gesundheitlicher Besserung auch mal quer übers Watt nahe HW gehen sollte und damit schneller nach Fed.siel. Und anders auch, wenn sich trotzt Kur-Status an Bord Werners Zustand doch noch verschlechtern sollte. Dann ist ein Besatzungswechsel – mit wem auch immer – eher und schneller möglich. Freiwillige vor! Schon mal Interesse bekunden kann nicht schaden. Ich hoffe allerdings auf Genesung beim Bestmann!

Vorn der Online-Arbeitsplatz, hinten im Bild die Krankenstube mit Pflegehund.

Nachher werde ich Neues berichten. Bis selbst gespannt… Mache noch ein paar Versuche mit der Notantenne, um Fehler einzugrenzen. Der Wind kachelt nicht schlecht. Kein Wetter, um über Tonne F2 direkt zum Fedderwarderpriel „außenrum“ zu fahren… (war vorgeschlagen, ist aber nicht meine Präferenz aufgrund schlechter Erfahrungen früherer Zeiten mit dem Seegang dort).

Teil 2 vom 2. Tag:

Es gibt gute Kunde. Erstens ist die LM27 nun auch auf der Weser angelangt. Sie werden durch die Fischereihafenschleuse bis zu WVWulsdorf fahren. Dort bekommen sie den Mast gestellt. Danach kommen sie zu uns in den Neuen Hafen. Und morgen geht es gemeinsam weiter. Und „Nr.5“ lebt auch noch und will irgendwo in der Nähe seine Variante zu Wasser lassen. Hoffen wir auf gutes Gelingen. Solange lassen wir es uns hier an Dieters Lieblingsort mit den goldenen Wasserhähnen gut gehen! Jette findet es hier auch sehr interessant. Einerseits viel zu sehen und zu schnuppern, andererseits die Wiese gleich an Land, wo früher ein Hafenbecken war. Ich hätte doch besser zwei Rollen Hundekacktüten mitnehmen sollen. Dafür finden wir auch die Butter nicht und Werner kämpft mit dem Kreislauf und hat keinen Sinn für Butter, in anderen Gefäßen versteckt. Nachher werden wir uns bestimmt einen Cappuchino nebenan gönnen.

Sehr gute Nachricht: Wir hatten erstmals Seegang im „Ochsenhals“ (die Weserbiegung bei Nordenham) und es knallte nicht schlecht auf den Plattboden und Gischt kam auch an Deck. Bordhund Jette störte das nicht. Sie hatte im Cockpit zur Ruhe gelegt und erst in der Schleuse zeigte sie wieder Interesse an der Umgebung. Besser geht es einfach nicht; mehr als wir zu hoffen wagten in Sachen „Bordhund“. Allein dafür hat sich die Fahrt nun schon gelohnt.

Werner hat in der Schleuse noch mal eben einen Weitsprung getestet und ist ohne feuchten Fuß davongekommen. Und die Wanten hielten sowohl den Mast als auch den Werner. Für solche Sprünge hat er sich damals in der Segelgruppe beim ESV schon einen gewissen Ruf erarbeitet. Und dem bleibt er treu. Es folgen noch ein paar Schnappschüsse von heute mittag….

Teil 3 von Tag 2:

Es war wieder tierisch warm hier im Hafen. Aber morgen soll es ja etwas kühler werden. Ein Glück – lässt der Bordhund verkünden! Zwar haben wir unsere Mitsegler (Dirk und seine LM27) noch nicht zu Gesicht bekommen, aber sie sind am Ende des Fischereihafens beim WVWulsdorf und haben schon ihren Mast gestellt. Und eine neue Batterie für die tote von gestern haben sie dort auch aufgetrieben. Vom vierten Boot (Onno mit Varianta) habe ich weiter noch nichts gehört. Es bleibt spannend, ob und wann wir uns alle treffen werden. Dirk und Co. kommen jedenfalls morgen früh hier zu uns rein. Und dann schleusen wir um 12 Uhr wieder raus und machen uns zwei Stunden vor NW in den Mittelpriel, um abends dann Fettsiel zu erreichen. Dann wird der Bordhund das erste Mal auf einer Sandbank Möwen jagen können! Wow! Das hat unsere Amy, als sie noch jung war, immer gern gemacht. Ich will mal sehen, ob ich mich morgen ins 12 Grad kalte Prielwasser wage. Mit den Füßen in jedem Fall…

Und sonst? Herr Heumer war fein speisen, der kranke Werner und ich haben uns an einem Lidl-Erbseneintopf gelabt. Der Bordhund hat die Tellervorreinigung übernommen.

Und ich habe mich endlich daran gemacht, das ganze Werkzeug plus Schrauben, Muttern, Beschläge, Elektrozubehör und und und endlich mal in zwei vernünftige Behälter hinein zu sortieren. Den ganzen Rest habe ich im großen ImJaich-Container entsorgt. Wieder Platz geschaffen und vor allem Übersicht.

Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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