1. Törntag, 1.5.24

Und zweitens kommt es anders…

Eigentlich… ja eigentlich wollten wir jetzt, um diese Zeit am Nachmittag des 1. Mai, alle in Nordenham-Großensiel versammelt sein: „Hanni“ und „Dralle Deern“ aus Ritterhude (ESV) plus eine LM27 aus dem Elisabethfehnkanal plus eine Varianta aus Oldenburg.

Letztere wollte trailern bis Grohn und dann mit uns fahren. Daraus wurde nichts. Nur kurze Rückmeldung vom Skipper: „Motoranbau hat länger gedauert als erwartet. Jetzt muss er mal schauen, wo er denn dann noch slippen kann.“ Ende der Durchsage seitdem.

Dem vierten Boot ist der Maifeiertag auf die Füße, bzw. auf den Kiel gefallen: sie hatten nicht im Plan, dass die Schleusenbedienung in Oldenburg vom Küstenkanal auch „frei“ macht am Tag der Arbeit. Also hängen sie jetzt im KK vor der Schleuse und warten darauf, dass morgen früh um sechse wieder geschleust werden wird. Könnte sein, müsste sogar so sein. Dann aber passt die Tide für die Hunte nicht, aber egal – es ist ein starker Diesel an Bord.

In jedem Fall fallen wir damit einen ganzen Tag zurück und für uns hier in Großensiel bedeutet das einen zusätzlichen Hafentag. Gut, dass wir im Freihafenabkommen sind und kein Liegegeld zahlen müssen, auch wenn es Dieter mit der „Hanni“ doch immer zur Bremerhavener Marina zieht.

Doch nun zum Ablauf des heutigen Tagestörns:

Angesagt war Ostwind, es kam aber mehr NO. Wir konnten die Höhe nicht halten und zum Kreuzen hatten wir keine Lust, zumal uns dann am Ende die Flut entgegengelaufen wäre. Ich habe zwar die Fock angeschlagen und auch mal hochgezogen, aber es war mehr Flatterei als Vortrieb. Dieter war voller Sorge, nicht mehr rechtzeitig in den Hafen zu kommen. Was uns allerdings nur insofern beträfe, als dann der Bordhund länger hätte anhalten müssen.

Wir schafften es aber mit einiger Schlickrutscherei bis in die ersten Boxen! So ein Plattboden kann ganz schön „planieren“, wenn der Diesel ordentlich schiebt! Und dann stellten wir fest, dass die Zeiten der Gezeiten-Apps nicht identisch sind mit dem guten alten Tidenkalender in Druckform, dem „offiziellen“. Bis zu vierzig Minuten Abweichungen! Das kommt nicht gut. Also lieber wieder mehr blättern als wischen in Zukunft!

Tiefenentspannte Fahrt weserabwärts: Die Besatzung schläft und der Skipper hält Kurs!

So, und was es für nachmittags und abends vielleicht noch zu zeigen oder zu berichten gibt, das schieben wir jetzt erst mal auf. Der Bordhund muss nämlich noch mal „gassi“ und Werner, der stark erkältet ist, macht ein nötiges Mittagsschläfchen…

Ach, vielleicht dies noch….

Dieser erste Törn in der Saison ist ja immer auch ein Technik-Törn. Im Winter wurde einiges umgebaut, bzw. ergänzt und nun muss der Anwendungstest erfolgen. Alles muss richtig laufen, wenn die Skipperin mit an Bord kommt!

Also habe ich erst einmal meinen Toilettenumbau auf Herz und Nieren (mehr auf Darm und Blase!) getestet und bin zufrieden. Nicht ganz zufrieden war ich mit der Randständigkeit der „Schüssel“: man konnte nur noch irgendwie quer drauf sitzen und das war unschön. Also noch ein paar Schrauben gelöst, das Ganze etwas versetzt und gedreht und schon geht es besser. Auch das Waschbecken ist jetzt voll nutzbar und ebenso der Ablauf der Spüle, den es bisher noch gar nicht gab. Alles läuft gut ab. Und das ist ja auch was. Und die Pumperei „nach außen“ funktioniert auch. Man muss nur immer zuvor die richtigen Ventile öffnen, bzw, schließen.

Und dann habe ich die Funkantenne im Mast getauscht. Leider mit negativem Ergebnis. Weder der Funktest mit Bremen-Rescue noch die Sendeseite des AIS funktionieren so richtig. Da muss ich noch mal ran. Aber zum normalen Funken reicht es erst einmal. Aber damit bin ich nicht zufrieden. Habe heute die AIS-Verkabelung gecheckt und nichts gefunden. Und die Antenne gemessen. SWR ist schlecht. Daran liegt es. Dann wird dem AIS eine schlechte Antenne gemeldet und er sendet nicht (immer). Da bleibe ich dran…

Krankheit, Pech und Pannen.

Wenn es schon am eigenen Boot nichts mehr zu reparieren gibt, dann doch beim Mitfahrer Dieter. Sein neues Echolot spielt verrückt. Kein Wunder, denn der Geber wurde innen „montiert“, d.h. einfach nur auf den Boden des Motorraumens gestellt. Eigentlich muss er nach außen, aber eine Innenmontage ist mit Silikon zur Luftverdrängung mitunter möglich. Das haben wir heute – vergeblich- probiert. Spinnt immer noch. Es muss also unter der GfK-Schicht noch eingelagerte Luft sein oder eine doppelte Lage Laminat. Aber einen Versuch war es wert.

Werner liegt mehr in der Koje als an Deck zu sein. Er hat Schüttelfrost und seine Conny daheim sogar Fieber. Die haben sich also angesteckt, frei nach Kirchenchoral 342,1 „Einer hat uns angesteckt…“. Wir schonen ihn. Deckschrubben und Feinputzen mit Zahnbürste in allen Winkel und Lücken sind erst einmal ausgesetzt und der Therapie-Bordhund leistet auch seinen Beitrag zu Werners Genesung. Allein seine Gegenwart senkt den Blutdruck und hebt die gefühlte Temperatur. Werner hat nachts Schüttelfrost. Ich habe ihm mein Notset „Seenotretter-Ersatzklamotten“ angeboten. Das wird den Leuten angezogen, die man unterkühlt aus dem Wasser gezogen hat. Will er aber nicht, weil er auf seine bewährte Mehr-Pullover-Strategie vertraut. Und davon hat er reichlich mit. Erstaunlicherweise steigen die Außenmaße der Gepäckstücke scheinbar auch mit den steigenden Maßen der jeweilige Boote. Aber wir haben ja Stauraum satt. Zwar nicht immer für ganze Segelsäcke aus der Piratenzeit, aber es findet sich… Wir hoffen auf seine baldige Genesung!

Und bei den restlichen Mitseglern, auf die wir immer noch warten, gibt es auch nur schlechte Kunde. Die LM27 sitzt in Oldenburg fest. Geschleust wird auf einem großen Kanal natürlich nicht am 1. Mai. Und das, obwohl die Schleuse von Bremen aus fernbedient wird. Wir können es uns in Deutschland ja scheinbar leisten. Jetzt hängt eine ganze Flotte von Binnenschiffen vor der Schleuse und morgen früh um sechse öffnen sich dann die Tore wieder. Aber es wird ewig dauern, bis er dann drankommen wird. Und das zweite Hindernis wartet nur zwei Kilometer weiter auf der Hunte: die Eisenbahnbrücke. Uralt, immer wieder kaputt, und so auch jetzt. Sie werden sie nur ab halber Tide abwärts passieren können ohne Öffnung. Aber dafür passt die Tide überhaupt nicht. Wann und wohin wir morgen weiterkommen steht also voll in den Sternen.

Der vierte Mitfahrer ist völlig von der Medienbildfläche verschwunden und antwortet auch nicht mehr. Na ja..

Und täglich dreimal arbeite ich neue Ziele und Pläne aus, aber das hält fit im Hirn und vertreibt die Zeit zwischen den Gassigängen mit dem Bordhund. Morgen dann mehr… was auch immer…

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Kategorisiert in Logbuch

Von Kommodore

Holger Gehrke | Pastor i.R. ("in Rufbereitschaft") | Segler von Kindheit an | Nach vielen Schiffen nun beim Traumschiff "Dralle Deern" gelandet | Ich liebe das Wattenmeer | Es ist mein Revier | Außerdem bin ich Ausbilder für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter (DGzRS) in der Bremer Zentrale | Weitere Hobbys: Posaune, Fotografie, Angeln, Amateurfunk |

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